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Es werden Posts vom Dezember, 2025 angezeigt.

Willy Brandt und die SPD von heute - Warum sich ein Sozialdemokrat im Grab umdrehen würde

Wenn wir heute über die SPD sprechen, wird der Name Willy Brandt oft ehrfürchtig genannt – als Ikone des Mutes, der Freiheitsrechte und einer Außenpolitik, die Konflikte durch Entspannung und Dialog entschärfen wollte. Brandts „Mehr Demokratie wagen“ war kein PR‑Slogan, sondern eine politische Haltung: soziale Aufstiegschancen, Respekt vor abweichenden Meinungen und der Wille, Risiken für den Frieden einzugehen. Vergleicht man dieses Erbe mit dem, was die Partei in den letzten Jahren ausstrahlt, wirkt vieles klein, technokratisch und von Angst vor kurzfristigen Stimmungsumschwüngen getrieben. Die SPD regiert, verwaltet aber zu oft nur. Zwischen Schuldenbremse, Koalitionsarithmetik und Krisenmanagement verschwinden sozialdemokratische Erzählungen. Wo Brandt Richtung gab, dominieren heute Management‑Vokabular, kleinteilige Ausgleichsdeals und die Hoffnung, niemanden zu verprellen. Natürlich gibt es Erfolge: höherer Mindestlohn, Reformen beim Bürgergeld, Fortschritte beim Chancenaufenthal...

aus der Geschichte: Die Weimarer Wirtschaftskrise - Ursachen, Folgen und politische Verwerfungen

Als am Ende der 1920er Jahre die Weltwirtschaftskrise ausbrach, traf sie die Weimarer Republik mit besonderer Härte. Innerhalb weniger Jahre brachen Exporte, Beschäftigung und Investitionen dramatisch ein. Neue Studien beleuchten die Ursachen und zeigen, dass ökonomische Schocks, politische Fehlentscheidungen und gesellschaftliche Verunsicherung sich gegenseitig verstärkten. 1. Der Exportkollaps und der „sudden stop“ der Kapitalflüsse Zwischen 1928 und 1932 brach die deutsche Exportnachfrage um mehr als zwei Drittel ein. Der Rückzug internationaler Kredite – vor allem amerikanischer Banken – führte zu Liquiditätsengpässen und zwang deutsche Unternehmen, Investitionen zu stoppen. Die Folge war eine tiefe Rezession mit Massenarbeitslosigkeit. 2. Deflations- und Austeritätspolitik unter Brüning Die Regierung Heinrich Brüning reagierte mit drastischer Sparpolitik, Lohnsenkungen und Steuererhöhungen. Diese „orthodoxe“ Wirtschaftspolitik sollte die Währung stabilisieren und das Vertrauen...

Donald Trumps Präsidentschaft - Chaos-Strategie, Psyche, Systemkrise

Chaos als Methode = Trump im Amt – Strategie, Psyche, Systemstress Kurz gesagt: Trumps Präsidentschaft war weniger Ausrutscher als Plan. Chaos sicherte Deutungshoheit, eine passende psychologische Disposition stabilisierte den Kurs, schwächere Institutionen ermöglichten ihn. Ergebnis: ein Stresstest für die US-Demokratie. Disruption als Programm Kernthese: Eine Strategie des kalkulierten Durcheinanders traf auf eine Persönlichkeit, die diesen Stil begünstigte – und ein System, dessen Leitplanken dem Dauerangriff nicht immer standhielten. Trumps Amtszeit war ein systemischer Stresstest – politisch, institutionell, gesellschaftlich. Chaos als Machtinstrument Bezugspunkt ist die „Madman-Theorie“ – aber als Dauerbetrieb, nicht als gezielte Drohung. Die Logik: Aufmerksamkeit binden, Gegner in Reaktionsmodi zwingen, Optionen offenhalten. Beispiele aus der Amtszeit: Plötzliche Ankündigungen und Provokationen (u. a. die behauptete Drohung, Kanada annektieren zu wollen). Der Vorst...

Peter Thiel: Datenmacht, Monopoldenken und politischer Einfluss – eine kritische Einordnung

Peter Thiel zählt zu den einflussreichsten und zugleich umstrittensten Akteuren der Tech- und Finanzwelt. Als Mitgründer von PayPal, früher Facebook-Investor und Palantir-Mitgründer verbindet er Kapital, Technologie und Politik – mit deutlichen Spuren in den öffentlichen Institutionen und Debatten westlicher Demokratien. Dieser Text ordnet Thiels Denken und Handeln kritisch ein und illustriert zentrale Punkte mit konkreten Beispielen. Ideologie: Techno-Libertarismus und der Zweifel an der Demokratie Thiels politisch-philosophischer Kern ist libertär. Prägend ist sein 2009 erschienener Essay „The Education of a Libertarian“, in dem er schreibt: „Most importantly, I no longer believe that freedom and democracy are compatible.“ Die Diagnose: Demokratische Mehrheiten beschneiden unternehmerische Freiheit; wirklichen Fortschritt erwarte er eher von Technologie als von Politik. Diese Haltung rahmt viele seiner späteren Entscheidungen – von Seasteading-Projekten bis zu politischen Spenden. ...