Wenn wir heute über die SPD sprechen, wird der Name Willy Brandt oft ehrfürchtig genannt – als Ikone des Mutes, der Freiheitsrechte und einer Außenpolitik, die Konflikte durch Entspannung und Dialog entschärfen wollte. Brandts „Mehr Demokratie wagen“ war kein PR‑Slogan, sondern eine politische Haltung: soziale Aufstiegschancen, Respekt vor abweichenden Meinungen und der Wille, Risiken für den Frieden einzugehen. Vergleicht man dieses Erbe mit dem, was die Partei in den letzten Jahren ausstrahlt, wirkt vieles klein, technokratisch und von Angst vor kurzfristigen Stimmungsumschwüngen getrieben. Die SPD regiert, verwaltet aber zu oft nur. Zwischen Schuldenbremse, Koalitionsarithmetik und Krisenmanagement verschwinden sozialdemokratische Erzählungen. Wo Brandt Richtung gab, dominieren heute Management‑Vokabular, kleinteilige Ausgleichsdeals und die Hoffnung, niemanden zu verprellen. Natürlich gibt es Erfolge: höherer Mindestlohn, Reformen beim Bürgergeld, Fortschritte beim Chancenaufenthal...
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