Willkommen, werte Leserschaft, zu einer kleinen literarischen Spritztour durch das Merziversum – jenem glanzvollen Paralleluniversum, in dem neoliberale Phrasendrescherei zur Staatskunst erhoben wird. Nachdem ich euch gestern schon die "frohe" Botschaft verkündet habe, ist mir für heute nichts mehr eingefallen. Deshalb drei Zitate, drei Gelegenheiten für intellektuelles Yoga: Wir biegen uns die Realität so zurecht, dass sie in Friedrich Merz’ geistiges Tupperdosen-Regal passt. Los geht’s.
„Aus eigener Kraft heraus bestehen und daraus etwas Gutes machen kann.“
(14. Mai 2025, Regierungserklärung)
Ach, das klingt doch nach einem Werbeslogan für einen proteinreichen Magerquark, nicht nach der nüchternen Analyse eines Landes am Rande des haushaltspolitischen Nervenzusammenbruchs. "Aus eigener Kraft heraus bestehen" – klingt heldenhaft, fast schon mythisch. Man sieht förmlich, wie Deutschland seine Gürtel enger schnallt, den Bausparvertrag küsst und im Akkord Eigenverantwortung produziert.
Natürlich: Wer braucht schon internationale Kooperation, Strukturhilfen oder sowas Dekadentes wie einen Sozialstaat, wenn man einfach „aus eigener Kraft“ bestehen kann? Die Lösung für die multiplen Krisen unserer Zeit lautet also: mehr Eigenverantwortung, weniger Realitätssinn. Danke Friedrich, du Fitnesscoach der politischen Verantwortung!
„Selbst wenn wir alle zusammen morgen am Tag klimaneutral wären in Deutschland, … würde keine einzige Naturkatastrophe auf der Welt weniger geschehen …“
(9. Juli 2025, Debatte zur Klimapolitik)
Autsch. Das ist das argumentative Äquivalent von: „Warum sollte ich meine Wohnung putzen, wenn draußen eh überall Dreck liegt?“ Merz greift hier tief in die Schublade der intellektuell bescheidenen Vermeidungsrhetorik. Der Subtext? „Wir können eh nix ändern, also lasst es uns gar nicht erst versuchen.“ Bravo. Applaus aus der fossil befeuerten Loge.
Das Weltklima als Gruppenzwang – Friedrich Merz als der Teenager, der nicht ins Schwimmbad will, weil alle anderen ja auch nicht gehen. Und mit diesem Mindset wird also Klimapolitik gemacht? Kein Wunder, dass man in der CDU mittlerweile mehr Kohle im Herzen trägt als im Kohlekraftwerk.
„Wir müssen Strukturen verändern. Wir müssen Dinge neu ordnen, damit sie auch künftig ihren Zweck erfüllen.”
(17. September 2025, Generaldebatte zur Sozialpolitik)
Klingt erstmal harmlos, oder? Fast schon vernünftig. Aber keine Sorge – sobald Merz das Wort „Strukturen“ sagt, weiß man: Es wird ungemütlich für alle, die nicht in einem Vorstand sitzen oder mindestens eine Yacht besitzen.
Wenn Friedrich Merz „Dinge neu ordnen“ will, bedeutet das in etwa: Menschen in Excel-Tabellen einsortieren, das Arbeitslosengeld auf Bierdeckelgröße kürzen und dabei auf ein humanistisches Fundament aus steueroptimierten Stiftungen urinieren. Alles natürlich im Namen der „Zukunftsfähigkeit“, was in der Merz'schen Welt immer heißt: Mehr Wettbewerb, weniger Würde.
Wenn Worthülsen Politik machen
Die drei Zitate lesen sich wie das Skript einer mittelmäßigen Führungskräfte-Schulung bei McKinsey – man spürt, wie sich die Realität schamvoll vom Raum entfernt, wenn Merz spricht. Zwischen ideologischer Schonkost und marktkonformer Poesie bleibt am Ende nur ein Bild zurück: Ein Politiker, der glaubt, dass man Probleme am besten löst, indem man ihnen die Schuld gibt, dass sie überhaupt existieren.
Aber – aus eigener Kraft heraus bestehen, das können wir jetzt alle. Viel Glück dabei und schöne Feiertage.
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