Als am Ende der 1920er Jahre die Weltwirtschaftskrise ausbrach, traf sie die Weimarer Republik mit besonderer Härte. Innerhalb weniger Jahre brachen Exporte, Beschäftigung und Investitionen dramatisch ein. Neue Studien beleuchten die Ursachen und zeigen, dass ökonomische Schocks, politische Fehlentscheidungen und gesellschaftliche Verunsicherung sich gegenseitig verstärkten.
1. Der Exportkollaps und der „sudden stop“ der Kapitalflüsse
Zwischen 1928 und 1932 brach die deutsche Exportnachfrage um mehr als zwei Drittel ein. Der Rückzug internationaler Kredite – vor allem amerikanischer Banken – führte zu Liquiditätsengpässen und zwang deutsche Unternehmen, Investitionen zu stoppen. Die Folge war eine tiefe Rezession mit Massenarbeitslosigkeit.
2. Deflations- und Austeritätspolitik unter Brüning
Die Regierung Heinrich Brüning reagierte mit drastischer Sparpolitik, Lohnsenkungen und Steuererhöhungen. Diese „orthodoxe“ Wirtschaftspolitik sollte die Währung stabilisieren und das Vertrauen internationaler Gläubiger sichern, verschärfte aber die Krise, weil sie die ohnehin schwache Nachfrage weiter dämpfte.
3. Regionale Folgen und gesellschaftliche Polarisierung
Besonders hart traf die Krise landwirtschaftlich geprägte Regionen, in denen Preisverfälle zu Verschuldung und Verarmung führten. Diese ökonomischen Verwerfungen bildeten den Nährboden für politische Radikalisierung – die NSDAP konnte ihren Stimmenanteil in manchen Gebieten um das Zwanzigfache steigern.
4. Der Streit um die Ursachen – Borchardt, Ritschl und die Neuinterpretation
Der Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt sah die Ursache in zu hohen Löhnen, die Deutschland international unattraktiv gemacht hätten. Neuere Analysen (u. a. Albrecht Ritschl) betonen dagegen strukturelle Probleme der Zahlungsbilanz, die durch Reparationszahlungen und Kapitalabzüge verschärft wurden. Beide Perspektiven verdeutlichen: Die Krise war kein singuläres Ereignis, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus inneren und äußeren Faktoren.
5. Lehren aus der Weimarer Wirtschaftskrise
Die wirtschaftliche Lähmung führte zur politischen Katastrophe. Der Verlust von Vertrauen in Regierung und Parlament bereitete den Boden für autoritäre Lösungen. Die Weimarer Wirtschaftskrise lehrt uns, dass ökonomische Stabilität ohne soziale und politische Einbettung nicht dauerhaft bestehen kann.
Meine Quelle/n:
Brey, B. & Facchini, G. (2024): The Consequences of a Trade Collapse: Economics and Politics in Weimar Germany, CEPR Discussion Paper.
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Wirtschaftsdienst (2023): Die orthodoxe Wirtschaftspolitik der SPD zwischen 1929 und 1933.
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