Zitate: Arthur Schopenhauer und der Nationalstolz – Biografie und Deutung eines kritischen Gedankens
Arthur Schopenhauer (1788–1860) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts. Geboren in Danzig als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, verbrachte er seine Kindheit in Hamburg und studierte später Philosophie in Göttingen und Berlin. Früh beeinflusst durch Kant, entwickelte er eine eigene metaphysische Weltsicht, die stark vom indischen Denken sowie dem Pessimismus geprägt war. Sein Hauptwerk, Die Welt als Wille und Vorstellung (1819), wurde zunächst kaum beachtet, erlangte aber später große Wirkung, insbesondere auf Philosophen wie Nietzsche und Künstler wie Wagner oder Thomas Mann. Schopenhauer lebte zeitweise in Weimar, Frankfurt am Main und Italien und führte ein zurückgezogenes Leben, geprägt von kritischer Beobachtung der Gesellschaft.
In seinem Spätwerk Parerga und Paralipomena (1851), einer Sammlung von Essays und Aphorismen, formuliert er diesen berühmten Gedanken.
Diese Aussage ist eine scharfe Kritik an einer Haltung, die Schopenhauer als intellektuell dürftig und seelisch bedenklich ansieht: den Stolz auf eine Nation, in die man ohne eigenes Zutun hineingeboren wurde. Für ihn ist Nationalstolz eine Art intellektuelles Ersatzgefühl – ein Symptom des Mangels an persönlicher Leistung, Charakter oder Bildung. Wer nichts Eigenes vorzuweisen habe, so seine These, suche sein Selbstwertgefühl im Kollektiv, in der „zufälligen“ Zugehörigkeit zu einem Volk.
Die Aussage wirkt auch heute noch provokant, insbesondere in politischen Kontexten, in denen nationale Identität stark betont wird. Schopenhauer fordert mit seinem Aphorismus dazu auf, den Wert des Individuums über die Zugehörigkeit zu einem Kollektiv zu stellen. Es ist ein Plädoyer für persönliche Integrität, Selbstreflexion und geistige Unabhängigkeit. Dabei lässt sich sein Standpunkt auch als Warnung vor Nationalismus lesen, der in seiner exzessiven Form zu Abgrenzung, Ausgrenzung und letztlich zu Konflikten führen kann.
Schopenhauers Analyse bleibt relevant, weil sie eine ethische Perspektive auf die Frage stellt, worauf ein Mensch mit Recht stolz sein kann – und wann Stolz zur bloßen Selbsttäuschung wird.

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