Wer bestimmt in aufgeheizten Zeiten, worüber wir reden – und wie wir darüber reden? Der Blick auf NIUS (Deutschland) und eXXpress (Österreich) zeigt, wie politisch ausgerichtete Medienplattformen eine gemeinsame Erzählung formen: Gegen „Eliten“, gegen „Mainstream“, gegen „woke“ Politik – und stets mit dem Versprechen, die „Stimme der Mehrheit“ zu sein. Entscheidend ist dabei nicht nur der Inhalt, sondern die Methode.
Verzahnung und Einfluss In Österreich hat eXXpress seit 2021 eine feste Nische: boulevardiges Tempo, scharfe Schlagzeilen, ein klarer Frame gegen Grüne, liberale Kulturpolitik und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Parallel baut NIUS in Deutschland seit 2023/24 ein reichweitenstarkes Video- und Social-Ökosystem auf. Bemerkenswert: die Kapital- und Kooperationsbrücke. Über die Betreiberfirma von NIUS (VIUS) sind Beteiligungen am eXXpress entstanden – und damit ein transnationaler Resonanzraum, in dem Themen, Talking Points und Personalien zirkulieren. So wird aus nationaler Empörung ein grenzüberschreitendes Dauerfeuer an Aufregern.
Kampagnenmechanik statt Aufklärung Das Erfolgsrezept lautet: starke Feindbilder, serielle Skandalisierung, aggressive Framing-Begriffe („Zwang“, „Verbote“, „Umerziehung“), zugespitzte Clips fürs Social-Scrollen. Journalistische Sorgfalt – Kontext, Gegenstimmen, Korrekturen – tritt dabei oft hinter Schlagkraft zurück. Wer widerspricht, wird in der eigenen Erzählung zum Teil „des Systems“. So entsteht eine selbstverstärkende Echokammer, die Aufmerksamkeit in Zustimmung ummünzen will – weniger durch Argumente als durch Affekte.
Warum das politisch zählt Solche Medienmilieus sind keine Randphänomene. Sie prägen Agenda und Sprache, setzen klassische Medien unter Druck und verschieben das Sagbare. In Wahljahren wird das zum Faktor: Wer Themenfelder wie Migration, Klima, öffentlicher Rundfunk oder „Gender“ permanent maximal auflädt, gestaltet den Rahmen, in dem Parteien punkten – und normalisiert eine Politik des Daueralarms. Die Grenzüberschreitung – ob durch Halbwahrheiten, überzeichnete Gegnerschaft oder insinuierende Headlines – ist kein Unfall, sondern Teil des Produkts.
Was wir daraus lernen sollten Für Schülerinnen, Studierende und politisch Interessierte heißt das: Quellen checken, Frame erkennen, Muster entlarven. Wer spricht? Wem nützt die Zuspitzung? Welche Fakten fehlen? Medienkompetenz ist hier nicht „nice to have“, sondern demokratische Selbstverteidigung. Ein pluraler Diskurs braucht harte Debatte – aber auch Standards. Wo sie systematisch unterlaufen werden, entsteht keine „Gegenöffentlichkeit“, sondern ein verkürzter Blick auf Wirklichkeit.
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