Im Jahr 1948 ereignete sich im Gebiet des ehemaligen britischen Mandats Palästina ein tiefgreifender Wandel, dessen Auswirkungen bis heute die politische, gesellschaftliche und emotionale Landschaft des Nahen Ostens prägen. Dieses Jahr markiert die Gründung des Staates Israel sowie die Nakba, die als Katastrophe für die palästinensische Bevölkerung erinnert wird.
Um die Ereignisse dieses entscheidenden Jahres zu verstehen, muss man den Kontext betrachten, der bereits in den Jahrzehnten zuvor von wachsenden Spannungen zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung Palästinas geprägt war. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Völkerbund Großbritannien das Mandat über Palästina übertragen. Während der Mandatszeit kam es, vor allem infolge der zionistischen Bewegung und unter dem Eindruck der Verfolgung europäischer Juden, zu einer verstärkten jüdischen Einwanderung nach Palästina. Dies führte zu wachsendem Widerstand unter der arabischen Bevölkerung, die sich in ihren Rechten und ihrer Stellung im Land zunehmend bedroht fühlte. Die Spannungen kulminierten schließlich in Unruhen, Streiks und gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Die britische Mandatsmacht war zunehmend überfordert, eine Lösung für die widersprüchlichen nationalen Ansprüche zu finden. 1947 übergab Großbritannien das Problem an die Vereinten Nationen, die am 29. November 1947 einen Teilungsplan verabschiedeten. Die Resolution 181 sah vor, das Land in zwei Staaten aufzuteilen: einen jüdischen Staat mit etwa 55 Prozent des Territoriums und einen arabischen Staat mit etwa 45 Prozent, wobei Jerusalem unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte.
Während die jüdische Führung diesen Vorschlag akzeptierte, lehnten ihn die arabischen Staaten und die palästinensische Führung kategorisch ab. Sie sahen in der Teilung eine Ungerechtigkeit, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die jüdische Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt einen deutlich geringeren Anteil an der Gesamtbevölkerung stellte und nur einen Bruchteil des Landes tatsächlich besaß. Nach dem UN-Beschluss kam es zu offenen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Milizen. Der Bürgerkrieg im Mandatsgebiet nahm rasch an Intensität zu.
Am 14. Mai 1948, einen Tag vor dem offiziellen Ende des britischen Mandats, rief David Ben-Gurion in Tel Aviv den Staat Israel aus. Noch am selben Tag wurde Israel von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion anerkannt. Am 15. Mai 1948, dem Tag des britischen Abzugs, griffen fünf arabische Staaten – Ägypten, Jordanien, Syrien, der Libanon und der Irak – den neu gegründeten Staat Israel an. Es begann der erste Arabisch-Israelische Krieg, auch als Unabhängigkeitskrieg in Israel und als Nakba-Krieg in der arabischen Welt bekannt.
Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit konnte sich Israel militärisch behaupten und sein ursprünglich von der UN zugewiesenes Territorium erheblich ausweiten. Jordanien besetzte das Westjordanland einschließlich Ostjerusalem, während Ägypten die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm. Die Hoffnung auf die Gründung eines arabisch-palästinensischen Staates zerschlug sich. Im Zuge des Krieges kam es zur massenhaften Flucht und Vertreibung von rund 700.000 Palästinenserinnen und Palästinensern. Über 400 arabische Dörfer wurden zerstört oder entvölkert. Die meisten Geflüchteten fanden Aufnahme in den Nachbarländern oder in den von arabischen Staaten kontrollierten Gebieten.
Ihre Rückkehr wurde von Israel verhindert, was ein dauerhaftes Flüchtlingsproblem schuf, das bis heute ungelöst ist. Für die jüdische Bevölkerung und den jungen Staat Israel bedeutete das Jahr 1948 einen historischen Triumph – die Verwirklichung eines nationalen Traumes nach Jahrhunderten der Diaspora und der Verfolgung, insbesondere nach der Shoah. Für die palästinensische Bevölkerung dagegen stellte 1948 den Beginn einer tiefen nationalen Tragödie dar, die das kollektive Gedächtnis und die Identität des palästinensischen Volkes bis heute prägt. Die emotionale und politische Bedeutung dieses Jahres ist auf beiden Seiten bis heute spürbar und bildet einen der Grundkonflikte des Nahostkonflikts. Die Geschichte von 1948 ist deshalb kein abgeschlossenes Kapitel, sondern der Beginn eines andauernden politischen, sozialen und menschlichen Dramas, dessen Lösung bis heute nicht in Sicht ist.

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