Die CDU und CSU, diese einst so stoliden Tempel bürgerlicher Vernunft und selbstgerechter Mitte, driften mit der Anmut eines halb betankten Motorboots nach rechts – wild schlingernd, laut hupend und offenbar ohne funktionierenden Kompass. Man könnte fast meinen, sie hätten sich vorgenommen, der AfD nicht nur Wähler, sondern auch Tonlage und Realitätsverlust streitig zu machen.
Was früher einmal als konservativ galt – also das gute alte „bloß nichts überstürzen und bitte ordentlich angezogen“ – wirkt heute im Angesicht von Merz’schen Halbmonologen wie ein harmloser Ausflug in die Welt der gemäßigten Menschenrechte. Friedrich Merz, der ewige Rückkehrer mit dem Charme eines Finanzinstruments, scheint mit dem Begriff "Mitte" nur noch das Intervall zwischen zwei Talkshowauftritten zu meinen. Und Markus Söder, dieser bayerische Lautsprecher im Maßanzug, verwandelt moralische Ambivalenz in eine tägliche Content-Strategie.
Währenddessen: Schweigen im Walde. Also, nicht bei den Lauten – die schreien bekanntlich. Nein, das Schweigen kommt von denen, die angeblich noch einen Funken Restanstand in sich tragen. Man stelle sich vor: irgendwo in der Union sitzen sie, diese vielbeschworenen „Anständigen“, und spielen still das moralische Quartett – leider ohne Trumpf. Sie sehen, wie ihre Partei auf Tauchstation geht in den dunkleren Gewässern politischer Verlockung, aber sie tun… nichts. Oder wie man bei der CDU sagt: Sie machen verantwortungsvolle Innenpolitik.
Die Frage, die man sich als halbwegs wacher Beobachter (oder Zyniker, was oft dasselbe ist) stellt: Wo bleiben die christlichen, empathischen, aufrechten Stimmen? Oder wurden die alle mit dem letzten Sommerfest ins Archiv gestellt – gleich neben dem Grundsatzprogramm von 2007 und Angela Merkels letztem Nerv?
Stattdessen: Politisches Kasperletheater mit dem rechten Rand als Dauerbühne. Man möchte fast meinen, es gäbe innerhalb der CDU/CSU ein geheimes Punkte-System für jedes populistische Bonmot, das man in ein Mikrofon haucht. Wer „Remigration“ sagt, bekommt ein Upgrade auf dem Listenplatz. Wer einen Hauch von Menschenwürde durchschimmern lässt, wird sanft aber bestimmt aus dem Presseverteiler gelöscht.
Dass Konservatismus auch etwas mit Maß, Verantwortung, Empathie – ja, sogar christlicher Nächstenliebe zu tun haben könnte, scheint inzwischen ein nostalgischer Gedanke aus einer fernen Parallelwelt. Einer Welt, in der Politiker noch Rückgrat hatten und nicht bloß Rückenschmerzen vom ständigen Umdrehen im Wind.
Vielleicht – vielleicht! – braucht es also tatsächlich einen neuen „Aufstand der Anständigen“. Nur müsste man vorher erstmal welche finden. Das gestaltet sich allerdings schwierig, wenn der Parteitag eher an ein Casting für „Deutschland sucht den rechten Slogan“ erinnert.
In der Zwischenzeit bleibt uns nur zuzusehen, wie die Union weiter mit offenem Visier in Richtung Beliebigkeit marschiert – bewaffnet mit Floskeln, Angst und einem politischen Kompass, der offenbar permanent auf „Laut“ zeigt.
Aber hey – wenigstens ist es unterhaltsam. Irgendwie.
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