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Down Under von Men at Work: Eine kritische Betrachtung australischer Identität und Globalisierung im Pop-Hit der 80er


„Down Under“, 1981 von der australischen Band Men at Work veröffentlicht, zählt zu den bekanntesten Pop-Songs der 80er Jahre. Oft als fröhliche Hymne auf Australien verstanden, steckt hinter dem eingängigen Ska-Pop jedoch weit mehr als nur touristische Folklore.

Die frühen 1980er Jahre waren für Australien eine Phase der Selbstsuche. Fragen nach kultureller Eigenständigkeit, nach dem Umgang mit Natur und Ressourcen sowie nach den Folgen wachsender Globalisierung standen im Mittelpunkt. In dieser Stimmung erzählt der Song von einem Reisenden, der seine Heimat repräsentiert, während er durch die Welt zieht. Dabei begegnet er immer wieder den typischen Bildern und Klischees Australiens: Vegemite-Sandwich, Bier, Slang-Wörter wie „chunder“.

Doch hinter den vermeintlich patriotischen Bildern verbirgt sich eine kritische Botschaft. Sänger Colin Hay erklärte später, „Down Under“ handle vom Ausverkauf Australiens, von Überentwicklung und dem Verlust von Hoffnung und Spiritualität. Das Lied feiert also nicht blind die Heimat, sondern warnt vor dem Verlust kultureller Eigenheiten im Zuge globaler Vereinheitlichung.

Stilistisch spielt „Down Under“ mit Kontrasten. Umgangssprachliche Bilder und humorvolle Szenen stehen neben unterschwelliger Melancholie. Der Refrain – „Do you come from a land Down Under?“ – wirkt wie eine stolze Selbstvergewisserung, ist aber zugleich Spiegel und Frage: Wie sehen wir uns selbst, und wie werden wir von außen gesehen?

Die Popularität des Songs erklärt sich auch durch diese Ambivalenz. Auf der einen Seite eignet er sich als mitreißende Hymne, die bei Sportveranstaltungen und Feiern gespielt wird. Auf der anderen Seite transportiert er eine unterschwellige Warnung: Heimat ist mehr als Klischees und sollte nicht auf Konsum und touristische Vermarktung reduziert werden.

Heute, im Zeitalter von Globalisierung und Klimawandel, klingt „Down Under“ aktueller denn je. Der Song erinnert daran, dass kulturelle Identität nicht nur im Stolz, sondern auch in der kritischen Auseinandersetzung lebendig bleibt. Men at Work haben mit diesem Hit nicht nur ein Stück Musikgeschichte geschrieben, sondern auch einen musikalischen Kommentar zur Balance zwischen Heimatliebe und Kommerzialisierung geliefert.

So bleibt „Down Under“ ein Lied mit doppeltem Boden: fröhlich und kritisch zugleich – ein Spiegel der 80er Jahre und ein nachdenklicher Begleiter bis heute.

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