Ein Monat nach den Kommunalwahlen in NRW steht fest: Die AfD ist kein Randphänomen mehr. Sie hat zweistellige Ergebnisse erzielt und sitzt nun flächendeckend in Räten und Kreistagen – auch im Ruhrgebiet, einst SPD-Herzland. Besonders alarmierend: Viele Stimmen kamen von jungen Wählerinnen und Wählern.
Dass 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder eine nationalistische, menschenverachtende Partei in die Rathäuser einzieht, ist ein politischer Skandal. Und es ist ein Hinweis darauf, dass unsere Gesellschaft an einem gefährlichen Punkt steht.
Warum die Jugend nach rechts abdriftet
Die Ursachen sind bekannt – und sie liegen nicht in erster Linie bei der Jugend selbst, sondern bei einer Politik, die die Augen vor Realität und Kommunikation verschließt:
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Unsicherheit: steigende Mieten, prekäre Jobs, Angst vor Abstieg.
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Digitale Hetze: Rechte dominieren TikTok und Kurzvideos, während demokratische Parteien dort fast unsichtbar sind.
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Misstrauen: Klassische Medien verlieren an Einfluss, rechte Kanäle füllen das Vakuum.
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Migration und Sicherheit: Alltägliche Probleme in den Kommunen werden von den Rechten brutal vereinfacht – und damit wirksam.
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Männliche Abwehrhaltungen: Junge Männer suchen Stärke und Autorität – und finden sie bei den Falschen.
Das alles zusammen führt dazu, dass die AfD bei den Unter-35-Jährigen inzwischen fast gleichauf mit der CDU liegt. Das ist mehr als ein Warnsignal.
Ein Versagen der politischen Kultur
Dass ein Teil der Generation Z nichts aus der Geschichte gelernt hat, liegt nicht an mangelndem Wissen, sondern daran, dass Erinnerungskultur zu Ritual verkommen ist. Stolpersteine und Gedenktage reichen nicht mehr. Wenn die Erzählung von 1945 nicht in der Lebenswelt junger Menschen ankommt, verliert sie ihre Kraft.
Kommunalpolitik, die im Alltag der Menschen spürbar scheitert – sei es beim Wohnungsbau, beim ÖPNV oder bei der Sicherheit im Viertel – öffnet der AfD Tür und Tor. Wer nur Verwaltung liefert, aber keine greifbare Verbesserung, darf sich über den Erfolg populistischer Parolen nicht wundern.
Was jetzt zu tun ist
Die Antwort kann nicht lauten, die AfD zu kopieren. Sie muss heißen: Demokratie sichtbar machen. Vor Ort, konkret, unübersehbar.
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Jugend ernst nehmen, nicht nur belehren.
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Wohnraum, Sicherheit, Mobilität verbessern – spürbar, nicht in PowerPoint.
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Digitale Räume zurückerobern – mit klaren Botschaften, nicht mit Schweigen.
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Erinnerung erneuern – gegenwartsbezogen, nicht ritualisiert.
Ein Monat nach den Kommunalwahlen ist klar: Die AfD ist gekommen, um zu bleiben. Aber ob sie sich dauerhaft verfestigt, hängt davon ab, wie entschlossen die demokratischen Kräfte handeln.
Eines aber ist sicher: Wenn wir 80 Jahre nach Kriegsende zulassen, dass eine Partei, die Menschenwürde mit Füßen tritt, in unseren Städten Normalität wird, dann haben wir nicht zu viel, sondern zu wenig aus der Geschichte gelernt.
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