Es ist wieder soweit: 5. September - Welt-Charity-Tag. Ein Datum, an dem Menschen mit glänzenden Augen und noch glänzenderen Kameras beweisen, wie uneigennützig sie sein können – solange ein Mikrofon, ein Fotograf und ein Social-Media-Team in Reichweite sind.
Die neue Leitlinie des Helfens lautet: „Tue Gutes und poste darüber – sonst war es nicht existent.“ Wer früher anonym spendete, gilt heute schlicht als asozial. Was bringt ein Sack Reis für Flutopfer, wenn er nicht gleichzeitig als Instagram-Reel mit „Sad Piano Music“ inszeniert wird?
Unternehmen haben längst verstanden, dass Altruismus nicht Selbstlosigkeit, sondern Zielgruppenarbeit ist. Kaum ist der Regenwald halb abgeholzt, schon gibt es die neue Kampagne: „Für jeden Liter Palmöl spenden wir ein Blatt zurück.“ Das ist Nachhaltigkeit! Zumindest im Marketingbudget.
Prominente wiederum setzen auf die Charity-Gala. Dort kann man zeigen, dass man Empathie empfindet – allerdings nur in Designer-Roben. Denn was wäre Mitleid wert, wenn es nicht auf rotem Teppich stattfindet? Die Eintrittskarte zur Veranstaltung kostet übrigens mehr als der Jahresetat eines Hilfsprojekts. Aber das macht nichts: Die Gäste dürfen sich sicher sein, dass ihr „Engagement“ noch am selben Abend von der Boulevardpresse gefeiert wird.
Und das Beste: Auch wir kleinen Leute dürfen teilnehmen. Für nur 10 Euro im Monat können wir einen „virtuellen Baum“ kaufen, der irgendwo angeblich gepflanzt wird. Wer clever ist, bucht gleich das Premium-Paket: „Virtueller Baum mit Namensschild und Selfie-Option“. Der Wald brennt zwar trotzdem weiter, aber immerhin hat man einen Screenshot.
Altruismus war einmal die stille Tugend derer, die wirklich halfen. Heute ist er eine Abteilung im Marketing, eine Unterkategorie der Imagepflege. Denn wer will schon einfach helfen, wenn er stattdessen Reputation, Reichweite und Rendite einstreichen kann?
Vielleicht ist das die moderne Definition von Hilfsbereitschaft: Es geht nicht darum, die Welt besser zu machen, sondern sich selbst dabei besser aussehen zu lassen.
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