Fäissbuck (oder auch Faxbuch). Allein der Name klingt schon wie der letzte aggressive Rülpser einer geistig stagnierenden Gesellschaft. Einst ein Ort für jugendliche Selbstdarsteller mit schlechten Frisuren und T9-Fingerkrämpfen, ist es heute der virtuelle Schrebergarten derer geworden, die ihr WhatsApp-Profilbild seit 2017 nicht mehr geändert haben. Fäissbuck ist kein soziales Netzwerk mehr – es ist ein Pflegeheim mit Kommentarspalte.
Warum ist Fäissbuck so ein magischer Ort für Boomer?
Weil es das letzte Biotop ist, in dem man noch ungefragt seine Meinung sagen darf, ohne dass irgendjemand widerspricht. Zumindest glaubt man das. Fäissbuck ist der Kuscheltier-Zoo für intellektuell unterversorgte Menschen mit WLAN, aber ohne Medienkompetenz. Dort dürfen sie sein, wer sie immer sein wollten: Meinungshaber, Bedenkenträger, digitale Flachdenker mit Meinungsfreiheitshyperventilation.
Du hast keine Ahnung von Politik, Virologie, Gender-Theorie oder KI? Herzlichen Glückwunsch, willkommen bei Fäissbuck! Hier bekommst du Applaus von Dieter, 67, ehemals Filialleiter bei Obi, weil du „endlich mal aussprichst, was sich keiner mehr traut!!“
Und keine Sorge, das Aussprechen besteht meist aus einem verwackelten Screenshot mit Comic Sans und dem Satz: „Früher gab’s das nicht!!!“
Nein, früher gab es auch keine Kommentarfunktion, Dieter.
Fäissbuck: Der Stammtisch 2.0 – jetzt auch mit Falschinformationen
Du willst wissen, ob Fäissbuck der digitale Nachfolger des Stammtischs ist? Nein. Es ist viel schlimmer.
Der Stammtisch war wenigstens lokal begrenzt. Ein Radius von 1,5 Promille und maximal fünf Hanseln mit Bierbäuchen und Restnazi-Nostalgie. Heute ist das Stammtisch-Gegröle global vernetzt. Mit einem Klick teilst du dein Halbwissen mit einer Armee von Gleichgesinnten, die das Wort „Quellenangabe“ nur aus dem Kreuzworträtsel kennen.
Fäissbuck ist das Mittelalter mit Kommentarfunktion.
Früher hat man Hexen verbrannt, heute teilt man Artikel von NIUS.de mit der Überschrift: „5G verursacht Gedankenübertragung – Merkel und Merz wussten es!!!“
Und das mit der Überzeugung eines Menschen, der einmal einen halben YouTube-Kommentar gesehen hat.
Die heilige Dreifaltigkeit des Boomer-Contents
1. Katzenfotos mit Lebensweisheiten:
Kombiniert mit Sprüchen wie: „Wenn du in deinem Herzen einen Funken Liebe hast, wirst du nie erfrieren.“ (Gefunden unter einem verschwommenen Selfie von Gisela im Auto mit Rückspiegelkreuz.)
2. Kettenbriefe:
Niemand verbreitet Spam wie Boomer. „Wenn du das nicht an 13 Freunde weiterleitest, stirbt deine Zimmerpflanze!“ – Natürlich, weil Karma auf IP-Adressen achtet.
3. Politischer Halbmarathon:
Kommentare unter Nachrichtenartikeln, in denen sich Ingrid, 59, mit Grundschulenglisch und maximaler Chuzpe über „diese linken Ökos“ aufregt – während sie gleichzeitig ein Bild ihres Mittagessens mit „Guten Appetit meine Lieben“ postet.
Zensur! Meinungsfreiheit! Mimimi!
Wenn auf Fäissbuck ein Post gelöscht wird, ist das kein Akt moderierter Vernunft, sondern eine Diktatur!!!
In Wahrheit geht’s doch nur darum: Endlich wieder wichtig sein. Endlich wieder jemand sein, der „dagegen“ ist. Gegen was? Egal. Irgendwas mit Gender, Klima, Flüchtlinge oder Greta. Hauptsache, der Puls geht hoch.
Und wenn jemand widerspricht? „Wacht auf!!!“ – Ja. Wir sind wach. Und erschöpft.
Fäissbuck ist das digitale Bühnenbild eines Theaters, in dem alle gleichzeitig Hauptrolle spielen wollen, aber keiner das Drehbuch liest. Es geht nur noch um Lautstärke, nicht um Inhalt. Ein Algorithmus-fütternder Zirkus für narzisstische Clowns mit Nostalgie-Fetisch.
Fäissbuck ist das schwarze Loch des Internets
Hier verschwinden Verstand, Fakten und Geduld. Was bleibt, ist eine endlose Parade aus Karottenkuchenrezepten, diffusen Weltuntergangsprophezeiungen, glühender Wissenschaftsverachtung und verschwommene Urlaubsbilder mit der Unterschrift: „Bin dann mal weg – nur echte Freunde liken das“.
Wenn das die Zukunft der Kommunikation ist, dann wünsche ich mir Morsezeichen zurück.
Oder Tauben.
Oder einfach Stille.
(Und wenn du das nicht mindestens fünfmal teilst, wird dein WLAN explodieren. So sagt es das Gesetz von Fäissbuck.)
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