Ein guter Sozialdemokrat trinkt keine Müller Milch. Nicht, weil er Laktoseintoleranz hat oder weil der Joghurt zu viel Zucker enthält, sondern weil das Unternehmen dahinter wie ein politisch-moralisches Desaster in Plastikverpackung ist.
Theo Müller, der Mann hinter dem pseudoländlichen Markendesign und dem ständig grinsenden Kuhmaskottchen, hat sich nicht nur in Sachen Arbeitnehmerrechte und Steuervermeidung einen Namen gemacht, sondern auch in der Disziplin: "Wie flirte ich halböffentlich mit der AfD, ohne mir die Hände zu schmutzig zu machen?".
Wer als selbsternannter Demokrat ernsthaft in Betracht zieht, die rechtsextreme Alice Weidel zur "Freundin" zu deklarieren, mit ihr beim Edel-Dinner über politische Programme zu plaudern und dann bei Kritik zu jammern, man wäre doch gar kein Nazi, nur ein wirtschaftlich denkender Mensch, der hat vermutlich auch ein Bild von Friedrich Merz überm Bett.
Müller betreibt Tarifflucht wie andere Leute Yoga und zahlt Steuern vorzugsweise dort, wo das Finanzamt nicht zu Hause ist. Und während er in Bayern auf Heimat macht, hat er seinen Firmensitz längst nach Luxemburg verschoben, weil es dort so schöne Milchweiden gibt.
Sozialdemokratische Werte wie Solidarät, Gerechtigkeit oder Arbeitnehmerwürde haben im Müller-Kosmos ungefähr so viel Platz wie eine Gewerkschaftsbroschüre im Vorstandsbüro: nämlich gar keinen.
Und dann wäre da noch die Umwelt. Massenweise Plastikverpackung, Milch aus fragwürdiger Tierhaltung und eine Klimabilanz, die selbst Braunkohle neidisch macht. Wenn du also denkst: "Hm, ich bin für soziale Gerechtigkeit, gegen rechtsradikale Politik und für eine lebenswerte Zukunft", dann greif doch bitte nicht zum Müller-Joghurt, es sei denn du brauchst ein praktisches Symbol für politische Verirrung im Kühlschrank.
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