Die Zahl vorsätzlicher Tötungen, auch als Mordrate bezeichnet, gilt international als eine der wichtigsten Kennziffern zur Bewertung der inneren Sicherheit eines Landes. Sie erlaubt – anders als z. B. Eigentumsdelikte oder Verkehrsverstöße – einen vergleichsweise stabilen, länderübergreifenden Vergleich. Die Datenquelle hierfür ist die regelmäßig veröffentlichte „Global Study on Homicide“ der Vereinten Nationen (UNODC), zuletzt aktualisiert im Jahr 2023.
Laut dieser Studie betrug die weltweite durchschnittliche Mordrate im Jahr 2022 rund 5,2 Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner. Das entspricht weltweit etwa 420.000 vorsätzlichen Tötungen pro Jahr. Dabei zeigt sich ein deutliches Gefälle: Während Regionen wie Lateinamerika und Subsahara-Afrika mit teils über 20 Morden pro 100.000 besonders hohe Raten aufweisen, liegen Länder Europas sowie Ostasiens mit weniger als 1 Tötung pro 100.000 Einwohner weit unter dem globalen Schnitt.
Ein Blick auf die Tabelle der Länder mit den höchsten Mordraten (pro 100.000 Einwohner) unterstreicht diese Ungleichverteilung:
Europa hingegen bleibt ein Hort relativer Sicherheit. Deutschland lag zuletzt bei etwa 0,8 Morden pro 100.000 Einwohner, deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt. Ähnliche Werte finden sich in Frankreich, Österreich oder der Schweiz. Die höchsten Mordraten innerhalb der EU weisen die baltischen Staaten mit rund 10 pro 100.000 auf – auch dies ist im globalen Vergleich noch moderat.
Die Daten der UNODC gelten als methodisch solide. Sie basieren auf Polizeistatistiken und Justizberichten, teilweise ergänzt durch WHO-Daten und Modellierungen in datenarmen Staaten.
Medienwirkung: Wieso wird über Deutschland manchmal anders berichtet?
In der öffentlichen Wahrnehmung entsteht mitunter der Eindruck, Deutschland werde immer gefährlicher, insbesondere durch eine angeblich steigende Ausländerkriminalität oder durch angebliche „No-Go-Areas“. Einzelne Medien, etwa Boulevardzeitungen oder politisch rechtsgerichtete Plattformen, suggerieren mit reißerischen Schlagzeilen oder Einzelbeispielen eine generelle Zunahme schwerer Gewalt.
Tatsächlich zeigen die langfristigen Daten das Gegenteil: Die Mordrate in Deutschland ist seit den 1990er-Jahren stark rückläufig. Auch wenn es im Jahresvergleich zu Ausschlägen kommen kann (etwa durch spektakuläre Einzelfälle oder Massentötungen), bleibt die Lage im internationalen Vergleich stabil niedrig.
Die mediale Verzerrung folgt oft einem politischen Interesse. Wer Angst vor Kriminalität schürt, fördert damit das Sicherheitsbedürfnis – und kann repressivere Politik, mehr Überwachung oder migrationsfeindliche Narrative rechtfertigen. Das tatsächliche Risiko, Opfer eines Mordes zu werden, ist in Deutschland jedoch nicht höher als vor 10 oder 20 Jahren. Im Gegenteil: Deutschland gehört nach wie vor zu den sichersten Ländern weltweit.
Wer die globalen Mordraten betrachtet, erkennt: Die Gefahr, Opfer einer tödlichen Gewalttat zu werden, ist in Deutschland verschwindend gering. Vergleiche mit Ländern wie Südafrika, Kolumbien oder Jamaika zeigen, wie dramatisch die Unterschiede sein können. Es lohnt sich, bei innenpolitischen Debatten nüchtern auf belastbare Daten zu schauen – und nicht auf Stimmungen, die mediale Dramatisierung erzeugen will.
Meine Quellen:
die gesamte UN-Studie kann hier heruntergeladen werden - https://www.unodc.org/documents/data-and-analysis/gsh/2023/Global_study_on_homicide_2023_web.pdf
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