Die Erleuchteten der Instagram-Galaxie – Warum wir Promis und Reiche anbeten wie Götter mit Gucci-Gürteln
Der Kult um Promis und Reiche ist ein moderner Ersatz für Religion. Statt Altarbilder gibt es jetzt Instagram-Feeds, statt Heiligenlegenden haben wir Reality-TV. Die Heiligen von heute heißen nicht mehr Franziskus oder Teresa, sondern Kim, Elon oder irgendein Influencer mit einem Hundefilter und 4,6 Millionen Followern. Ihre Wunder bestehen nicht darin, Wasser in Wein zu verwandeln, sondern darin, aus leerem Gerede Millionen zu machen. Amen.
Warum also diese Obsession? Ganz einfach: Prominente geben dem gemeinen Homo Netflixiens das Gefühl, dass irgendwo jemand ein besseres Leben lebt – und zwar so viel besser, dass allein das Zuschauen schon wie eine Verbesserung der eigenen Existenz wirkt. Eine Art Eskapismus, nur ohne Bücher oder Tiefgang.
Reiche Leute? Noch besser. Wir bewundern sie, weil sie es geschafft haben, das Spiel zu gewinnen, bei dem die meisten nicht einmal wussten, dass es angefangen hat. Sie kaufen Inseln, wir kaufen Rubbellose. Sie machen aus Steuerschlupflöchern Kunst, wir machen aus Steuererklärungen Panikattacken. Aber klar, sie sind "self-made" und wir sind einfach nur schlecht darin, Milliarden zu erben. Pech gehabt.
Die Medien tun natürlich ihr Bestes, um uns diese neuen Halbgötter schmackhaft zu machen. Ein Promi hat sich die Haare gefärbt? Breaking News! Ein Milliardär hat einen Tweet geschrieben? Philosophie in 280 Zeichen! Der Alltag der Reichen wird uns präsentiert wie ein Fünf-Gänge-Menü für Leute, die sich gerade mal Toast leisten können. Und wir schlingen es runter wie hungrige Kinder vor dem Schaufenster eines Bäckers.
Kurzum: Wir finden Promis und Reiche so toll, weil wir in ihnen eine Mischung aus Hoffnung, Unterhaltung und Ersatzverstand sehen. Sie leben das Leben, das wir nie haben werden, und lassen uns dabei vergessen, dass wir es nie haben werden. Und genau dafür lieben wir sie.
Oder um es auf Influencer-Englisch zu sagen: #blessed.
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