Grund genug um heute noch einmal an den Text zu erinnern.
https://www.youtube.com/watch?v=Fq9FZ8e6d1Q&pp=ygUPcnVzc2lhbnMgbHlyaWNz
Ich war Mitte zwanzig, als ich zum ersten Mal "Russians" von Sting hörte. Keine beiläufige Radiosituation, kein Hintergrundrauschen – es war einer dieser Momente, in denen ein Lied dich wie ein stiller Blitz trifft. Die ersten Takte, dieses kühle, fast fragile Thema, und dann Stings Stimme – klar, getragen, und voller einer seltsamen Mischung aus Dringlichkeit und Melancholie.
Damals stand die Welt Kopf. Die Sowjetunion bröckelte vor unseren Augen, Schlagzeilen über Reformen, Proteste und das Ende einer Ära überschlugen sich. Ich spürte sofort, dass dieses Lied mehr war als ein hübsches Arrangement. Es war eine Botschaft aus einer Zeit, in der Angst vor einem atomaren Konflikt in der Luft lag – und zugleich ein Hoffnungsschimmer, dass sich die beiden Blöcke doch verstehen könnten.
Kaum war der Song zu Ende, griff ich zu Stift und Papier. Ich wollte jedes Wort verstehen. Nicht nur sprachlich, sondern im Kern. Ich übersetzte, notierte Synonyme, markierte Wendungen, hinterfragte, warum Sting genau diese Bilder wählte. Manche Zeilen las ich mehrmals, als wollte ich sie auf der Zunge zergehen lassen, bis sie in meinem Kopf einen Platz fanden.
Je tiefer ich eintauchte, desto klarer wurde mir, dass dieser Text nicht nur vom Kalten Krieg sprach, sondern von etwas viel Grundsätzlicherem – der Menschlichkeit, die wir trotz Ideologien teilen. Und irgendwo zwischen den Versen und der Realität der Nachrichten von damals legte sich ein seltsamer Frieden über mich. Ein Gefühl, dass Kunst manchmal mehr Brücken bauen kann als Politik.
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