Direkt zum Hauptbereich

Aktiv-Rente 2025: Steuerfreier Zuverdienst für Rentner – Chancen, Risiken und Kritik


Die Bundesregierung will älteren Menschen das Weiterarbeiten erleichtern – mit 2.000 € steuerfreiem Zuverdienst und flexibleren Arbeitsverträgen. Doch hinter der scheinbar modernen Rentenpolitik lauern arbeitsrechtliche Risiken.

Ein steuerfreier Anreiz zur Weiterarbeit

Die Bundesregierung will Rentnerinnen und Rentner künftig stärker dazu motivieren, auch nach dem regulären Rentenalter weiterzuarbeiten. Geplant ist ein steuerlicher Freibetrag, der das besonders attraktiv machen soll: Wer sich freiwillig dafür entscheidet, kann künftig bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen. Das Modell trägt den Namen „Aktiv-Rente“ und wurde bereits im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU festgehalten. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel in Deutschland etwas entgegenzusetzen.

Arbeitsrechtlich möglich – aber zu welchem Preis?

Damit Rentnerinnen und Rentner auch in ihrem früheren Job problemlos weitermachen können, soll das sogenannte Vorbeschäftigungsverbot wegfallen. Diese Regel hatte bislang verhindert, dass jemand nach einer Pause wieder befristet beim selben Arbeitgeber anfangen konnte – es sei denn, es gab einen triftigen Grund. Der Hintergrund: Man wollte vermeiden, dass Arbeitgeber ihre Leute mit endlosen Kettenverträgen hinhalten.

Künftig sollen Ruheständlerinnen und Ruheständler bei ihrem alten Arbeitgeber bis zu acht Jahre lang befristet weiterarbeiten dürfen – und das mit bis zu zwölf einzelnen Verträgen. Erst danach müsste wieder ein sachlicher Grund für eine Befristung vorliegen. Für alle, die noch unterhalb der regulären Altersgrenze liegen, bleibt jedoch alles beim Alten.

Zwischen Flexibilität und Missbrauchsgefahr

Keine Frage – die neue Regelung bringt durchaus Chancen mit sich. Vor allem für Branchen, in denen Personal knapp ist, oder für Menschen, die im Alter gern aktiv bleiben wollen. Aber sie hat auch ihre Schattenseiten. Wenn bisherige Schutzmechanismen gegen befristete Beschäftigung wegfallen, entsteht schnell ein unsicherer Zwischenraum: flexible Altersarbeit, ja – aber womöglich ohne verlässlichen arbeitsrechtlichen Halt.

Eine sozialpolitische Nebelkerze?

Die Aktiv-Rente klingt modern – doch sie ersetzt keine systemische Antwort auf Altersarmut, Rentenlücken oder faire Arbeitsverteilung. Vielmehr droht sie, politische Baustellen auf engagierte Rentner*innen abzuwälzen. Wer ernsthaft vorsorgen will, muss strukturelle Gerechtigkeit schaffen – nicht steuerliche Schlupflöcher für Arbeitswillige.

Was denkst du über die Aktiv-Rente? Ein zukunftsweisendes Modell oder eine verkappte Reformverweigerung? 

 

💬 Hinweis für Redaktionen und Blogbetreiber

Wenn Sie diesen Beitrag informativ finden, dürfen Sie ihn gerne zitieren oder verlinken.

Ich freue mich über jede Weiterverbreitung und sachliche Diskussion.

❦ Bitte geben Sie bei Übernahme die Quelle an:
meinekommentare.blogspot.com

*Hinweis gemäß Art. 52 DSA (digital service act der EU) – seit 01.08.2025 verpflichtend: Das verwendete Bild- und Grafikmaterial ist KI-generiert. Ausnahmen sind unter dem jeweiligen Objekt gekennzeichnet.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mit Vollgas in die Bedeutungslosigkeit – Der Bundesparteitag der SPD, Juni 2025

Vom 27. bis 29. Juni 2025 versammelt sich die SPD in einer Halle irgendwo zwischen pragmatischer Verzweiflung und nostalgischem Sozialdemokratieschmerz zum Bundesparteitag. Man nennt es ein "Zusammenkommen", obwohl der innere Zustand der Partei eher an einen Stuhlkreis mit Flipchart erinnert, auf dem in roter Filzschrift steht: "Wir schaffen das – irgendwann". Thema des Parteitags: "Zukunft gestalten" – was ungefähr so viel Substanz hat wie ein feuchter Toast mit Aufdruck "Mut zur Mitte". Der Parteivorstand wird vermutlich mit PowerPoint-Präsentationen versuchen, dem Parteivolk zu erklären, warum 14% in den Umfragen ein Erfolg sind und wie man das als Mandat zur Regierungsführung deuten könnte. Olaf Scholz, der immer noch wirkt wie ein humanoider Ausdruck eines Behördenschreibens aus den 90ern, wird mit Lars Klingbeil ein "Zeichen der Erneuerung" setzen, indem er exakt dasselbe sagt wie 2021, nur diesmal mit leicht verzweifeltem Augenau...

"Stolzmonat" als rechte Hetzkampagne gegen den Pride Month

  Gestern endete der Juni, weltweit als Pride Month bekannt – ein Monat, in dem queere Menschen ihre Identität feiern, Sichtbarkeit fordern und gegen Diskriminierung demonstrieren. Mit Paraden, kulturellen Veranstaltungen und politischen Aktionen erinnern LGBTQIA+-Gemeinschaften und ihre Unterstützer an die Stonewall-Aufstände von 1969 in New York – ein Wendepunkt im Kampf für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Doch seit einigen Jahren wird der Pride Month gezielt von rechtspopulistischen und extrem rechten Akteuren angegriffen. Eine besonders perfide Strategie rechtsextremer und rechtspopulistischer Akteure ist die Erfindung eines sogenannten „Stolzmonats“ (englisch: "Straight Pride Month"), der als vermeintlich gleichwertiges Gegenstück zum Pride Month inszeniert wird. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich jedoch eine gezielte homofeindliche Kampagne, die in ideologischer Nähe zu kulturkämpferischen, autoritär geprägten Weltbildern steht und bewusst d...

Braucht Deutschland einen Veteranentag?

Deutschland hat jetzt also tatsächlich einen Veteranentag eingeführt. Wunderbar. Nur 80 Jahre nach Kriegsende, man will sich ja nicht hetzen. Seit 2025 begeht Deutschland nun offiziell einen Veteranentag – jedes Jahr am 15. Juni oder am davorliegenden Wochenende. Ein historischer Schritt in einem Land, das sich schwer damit tut, sein Verhältnis zum Militär neu zu denken. Doch so richtig angekommen ist dieser Tag in der gesellschaftlichen Mitte noch nicht. Der Veteranentag soll Soldatinnen und Soldaten würdigen, die in Auslandseinsätzen gedient haben – als Anerkennung für ihre oft übersehene Leistung.  Doch statt Applaus herrscht vielerorts Achselzucken. Der Begriff „Veteran“ klingt für viele Deutsche noch immer nach amerikanischem Pathos, nach Kriegsverherrlichung, nicht nach Fürsorge und gesellschaftlicher Verantwortung. Die Frage ist also nicht mehr,  ob  Deutschland einen Veteranentag braucht – sondern  wie  es diesen Tag mit Inhalt füllt. Ein Veteranentag da...