Direkt zum Hauptbereich

SPD im Umfragetief: Warum die Sozialdemokratie in NRW an Rückhalt verliert

Die aktuelle Sonntagsfrage zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen zeigt ein desaströses Bild für die SPD: Nur 16 %. Damit liegt sie weit hinter der CDU (39 %) und knapp vor den Grünen (15 %). Die AfD folgt mit 14 %, während die LINKE (7 %) und das BSW (3 %) den Druck auf das linke Lager erhöhen. Die FDP rangiert ebenfalls bei 3 %.

Die Gründe für dieses Ergebnis sind vielfältig – und hausgemacht. Die SPD verliert weiterhin Bindungskraft in der Arbeitnehmerschaft und erreicht weder junge Menschen noch ehemalige Stammwähler. Ihre klassische Rolle als Kümmererpartei für soziale Gerechtigkeit ist weitgehend verblasst. Inhaltlich wirkt sie zerrissen zwischen Regierungsverantwortung im Bund und Oppositionsrolle im Land – ohne sichtbares Profil in NRW.

Zudem gelingt es der SPD nicht, zentrale Themen wie Wohnen, Bildung oder Industriepolitik glaubwürdig zu besetzen. Während CDU und Grüne als handlungsfähig gelten und die AfD erfolgreich auf Proteststimmung setzt, bleibt die SPD farblos. Auch das BSW greift sozialpolitische Themen auf – dort, wo früher sozialdemokratische Programmatik verankert war.

Was bleibt, ist ein Warnsignal: Ohne personelle Erneuerung, klare inhaltliche Kante und Rückbesinnung auf eigene Stärken droht der SPD in NRW eine Rolle als mittelgroße Nebenpartei. Die Zeit für strategische Ausreden ist vorbei. Die Aufgabe: nicht mehr nur mitzuregieren – sondern wieder als gestaltende Kraft wahrgenommen zu werden.

Meine Quellen:

FES / Policy Paper: Friedrich-Ebert-Stiftung: „Was treibt die Wählenden der AfD?“ (2024)

Wahlberichte: Landeswahlleiter NRW

Infratest dimap: ARD Wahlbarometer und Sonntagsfrage

WDR Wahlanalyse: Beiträge zur politischen Lage in NRW

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mit Vollgas in die Bedeutungslosigkeit – Der Bundesparteitag der SPD, Juni 2025

Vom 27. bis 29. Juni 2025 versammelt sich die SPD in einer Halle irgendwo zwischen pragmatischer Verzweiflung und nostalgischem Sozialdemokratieschmerz zum Bundesparteitag. Man nennt es ein "Zusammenkommen", obwohl der innere Zustand der Partei eher an einen Stuhlkreis mit Flipchart erinnert, auf dem in roter Filzschrift steht: "Wir schaffen das – irgendwann". Thema des Parteitags: "Zukunft gestalten" – was ungefähr so viel Substanz hat wie ein feuchter Toast mit Aufdruck "Mut zur Mitte". Der Parteivorstand wird vermutlich mit PowerPoint-Präsentationen versuchen, dem Parteivolk zu erklären, warum 14% in den Umfragen ein Erfolg sind und wie man das als Mandat zur Regierungsführung deuten könnte. Olaf Scholz, der immer noch wirkt wie ein humanoider Ausdruck eines Behördenschreibens aus den 90ern, wird mit Lars Klingbeil ein "Zeichen der Erneuerung" setzen, indem er exakt dasselbe sagt wie 2021, nur diesmal mit leicht verzweifeltem Augenau...

Braucht Deutschland einen Veteranentag?

Deutschland hat jetzt also tatsächlich einen Veteranentag eingeführt. Wunderbar. Nur 80 Jahre nach Kriegsende, man will sich ja nicht hetzen. Seit 2025 begeht Deutschland nun offiziell einen Veteranentag – jedes Jahr am 15. Juni oder am davorliegenden Wochenende. Ein historischer Schritt in einem Land, das sich schwer damit tut, sein Verhältnis zum Militär neu zu denken. Doch so richtig angekommen ist dieser Tag in der gesellschaftlichen Mitte noch nicht. Der Veteranentag soll Soldatinnen und Soldaten würdigen, die in Auslandseinsätzen gedient haben – als Anerkennung für ihre oft übersehene Leistung.  Doch statt Applaus herrscht vielerorts Achselzucken. Der Begriff „Veteran“ klingt für viele Deutsche noch immer nach amerikanischem Pathos, nach Kriegsverherrlichung, nicht nach Fürsorge und gesellschaftlicher Verantwortung. Die Frage ist also nicht mehr,  ob  Deutschland einen Veteranentag braucht – sondern  wie  es diesen Tag mit Inhalt füllt. Ein Veteranentag da...

"Stolzmonat" als rechte Hetzkampagne gegen den Pride Month

  Gestern endete der Juni, weltweit als Pride Month bekannt – ein Monat, in dem queere Menschen ihre Identität feiern, Sichtbarkeit fordern und gegen Diskriminierung demonstrieren. Mit Paraden, kulturellen Veranstaltungen und politischen Aktionen erinnern LGBTQIA+-Gemeinschaften und ihre Unterstützer an die Stonewall-Aufstände von 1969 in New York – ein Wendepunkt im Kampf für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. Doch seit einigen Jahren wird der Pride Month gezielt von rechtspopulistischen und extrem rechten Akteuren angegriffen. Eine besonders perfide Strategie rechtsextremer und rechtspopulistischer Akteure ist die Erfindung eines sogenannten „Stolzmonats“ (englisch: "Straight Pride Month"), der als vermeintlich gleichwertiges Gegenstück zum Pride Month inszeniert wird. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich jedoch eine gezielte homofeindliche Kampagne, die in ideologischer Nähe zu kulturkämpferischen, autoritär geprägten Weltbildern steht und bewusst d...