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BayWa in der Krise: Wie riskante Expansion und Schulden die Fast-Insolvenz verursachten


Die BayWa AG, ein traditionsreicher Handels- und Dienstleistungskonzern mit Schwerpunkt Agrar, Energie und Bau, stand Anfang 2025 kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Eine massive Schuldenlast von rund 5,5 bis 6 Milliarden Euro, gepaart mit einer schwachen Eigenkapitalquote von etwa 14 %, machte das Unternehmen krisenanfällig – insbesondere in einem Umfeld steigender Zinsen. Verantwortlich für die kritische Lage war ein jahrelanger, kreditfinanzierter Expansionskurs, insbesondere im Bereich erneuerbarer Energien über die Tochtergesellschaft BayWa r.e..

Die BayWa nutzte zur Risikosteuerung vor allem Erwartungswerte – also Durchschnittswerte –, was bei unerwarteten Marktentwicklungen wie dem Preisverfall bei Solarmodulen und der Zinswende der EZB fatale Folgen hatte. Diese Methode blendet Extremrisiken aus und ist in komplexen Märkten kaum tragfähig (RiskNet, 2024).

Im Januar 2025 leitete das Unternehmen ein sogenanntes „StaRUG Light“-Verfahren ein – eine präventive Restrukturierung unter gerichtlicher Aufsicht, um Teile der Schuldenlast mit ausgewählten Gläubigern umzustrukturieren (Global Restructuring Review, 2025).

Hinzu kamen Notmaßnahmen wie der Verkauf der Tochter Cefetra (für ca. 125 Mio. €), eine Kapitalerhöhung über 150 Mio. € sowie ein geplanter Stellenabbau um rund 1.300 Arbeitsplätze. Besonders in der Kritik steht der frühere Vorstandschef Klaus Josef Lutz, der für die aggressive Expansionsstrategie verantwortlich war.

Die BayWa-Krise zeigt eindrucksvoll, wie gefährlich es ist, Wachstum auf Schulden und unzureichendes Risikomanagement zu gründen – selbst für ein Unternehmen mit über hundertjähriger Geschichte.

Meine Quellen:

  1. BayWa-Pressmeldung zum StaRUG-Verfahren  https://www.baywa.com/en/pressinformation/01325_baywa-restructuring-_starug

  2. Reuters-Bericht über den Verkauf der Tochter Cefetra – https://www.reuters.com/markets/europe/baywa-unit-sells-dutch-unit-cefetra-about-143-million-2025-06-10/

  3. Global Restructuring Review (GRR): „StaRUG light“ zur Bewältigung von 5,2 Mrd. € Schuldenhttps://globalrestructuringreview.com/article/germans-baywa-opens-starug-light-proceedings-deal-eu52bn-debt

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