Wenn Friedrich Merz auf einer Kanonenkugel durch die politische Landschaft reitet, dann nicht etwa, weil er die Dinge ins Rollen bringt – sondern weil er längst den Kontakt zum Boden verloren hat.
In bester Münchhausen-Manier hangelt er sich von Versprechen zu Verdrehung, von Rhetorik zu Realitätsflucht. 2025 war sein Jahr der spektakulären Rückzieher, Halbwahrheiten und politischen Illusionen.
Ob bei der Stromsteuer, bei der Zusammenarbeit mit der AfD oder beim inflationären Gebrauch des Begriffs „Leitkultur“ – Merz inszeniert sich als Prinzipienritter, stolpert aber regelmäßig über seine eigenen Zitate.
Die Stromsteuer sollte für alle sinken, versprach er im Frühjahr. Passiert ist: nichts – zumindest für Privatverbraucher. Als sich dann auch noch seine Koalitionspartner irritiert zeigten, tat Merz, was er am besten kann: Er schaute überrascht, als sei er selbst Opfer seiner politischen Entscheidungen.
Gleichzeitig wetterte er gegen das Hissen der Regenbogenflagge im Bundestag mit der bizarren Begründung, das Parlament sei keine Zirkusarena – während er selbst bereits das Feuerschlucker-Outfit trug. Besonders grotesk wurde es, als er im Bundestag rhetorisch fragte, wo denn all die Empörten gewesen seien, als Walter Lübcke ermordet wurde – und damit nicht nur falsch lag, sondern auch pietätlos agierte.
Sein Verhältnis zur AfD gleicht mittlerweile einem schlechten Theaterstück mit doppeltem Boden: öffentlich Distanz, praktisch Nähe. Denn beim Fünf-Punkte-Plan zur Migration wurde nicht nur gemeinsam abgestimmt – man tat auch so, als sei das völlig normal. Dabei hat er selbst stets das Gegenteil beteuert.
Diese ständige Diskrepanz zwischen Worten und Handeln, zwischen Auftritt und Substanz, macht Friedrich Merz zum idealen Münchhausen unserer Zeit. Er ist kein Lügner im klassischen Sinne – eher ein politischer Illusionist, der aus Opportunismus Realität modelliert.
Der Unterschied? Münchhausen wusste, dass er fabuliert. Bei Merz ist man sich da nicht mehr so sicher. Wer also einen Politiker sucht, der den Drahtseilakt zwischen Scheinheiligkeit und Selbstsabotage beherrscht, findet im CDU-Vorsitzenden das perfekte Studienobjekt. Alles wirkt inszeniert, und doch so unbeholfen, dass es fast schon tragikomisch ist.
2025 wird als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem Friedrich Merz versuchte, mit voller Wucht den Anschein von Führung zu erzeugen – und dabei hauptsächlich heiße Luft produziert hat.
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