Drei Jahrzehnte sind vergangen seit dem Massaker von Srebrenica – jenem Völkermord, bei dem über 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen systematisch ermordet wurden. Die damalige UN-Schutzzone wurde zum Inbegriff internationalen Versagens. Heute, am 11. Juli, erinnert ein erstmals eingerichteter Internationaler Gedenktag an das Menschheitsverbrechen mitten in Europa.
Die SPD-Abgeordnete Jasmina Hostert, selbst Überlebende des Bosnienkriegs, mahnt: „Was in Srebrenica geschehen ist, kann man nicht einfach wegwischen.“ Ihre Worte sind nicht nur persönliche Erinnerung, sondern politisches Plädoyer. Sie hebt hervor, wie schwer die gesellschaftliche Aufarbeitung fällt – insbesondere, weil die Führung der serbischen Entität „Republika Srpska“ den Genozid bis heute leugnet und Täter wie Ratko Mladić teils sogar in Schulbüchern glorifiziert werden.
Bosnien und Herzegowina steht weiterhin vor enormen Herausforderungen: Nationalistische Kräfte bedrohen die fragile Staatsordnung, die 1995 im Dayton-Abkommen zementiert wurde. Dieses System blockiert Reformen, schwächt die Justiz und verhindert echte Demokratie. Dennoch gibt es auch Hoffnung: Sozialdemokrat Denis Bećirović, Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums, kämpft für ein gerechtes, ethnisch übergreifendes Gemeinwesen.
Hostert bleibt überzeugt: Die EU ist die beste Perspektive für das Land. Doch Europa muss helfen – nicht mit Phrasen, sondern mit gezielter Unterstützung der Zivilgesellschaft, der Aufarbeitung und demokratischer Strukturen.
Fragen an meine Leser*innen:
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Wird Europa seiner Verantwortung gegenüber Bosnien und Herzegowina gerecht – 30 Jahre nach Srebrenica?
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Warum bleibt die internationale Aufarbeitung so lückenhaft – trotz klarer Urteile in Den Haag?
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Wie sollte mit Staaten oder politischen Kräften umgegangen werden, die Völkermorde leugnen oder Täter glorifizieren?
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Ist das Dayton-Abkommen noch ein Fundament für Frieden – oder längst ein Hindernis?
Erinnerung allein reicht nicht. Die Zukunft der Region hängt davon ab, ob wir in Europa bereit sind, Verantwortung nicht nur zu benennen, sondern auch zu übernehmen.
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