Walter Lübcke (*22. August 1953 in Bad Wildungen; †2. Juni 2019 in Wolfhagen-Istha) war ein deutscher CDU-Politiker, der sich durch sein Engagement für Demokratie, Menschenrechte und die Integration von Geflüchteten einen Namen machte.
Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und acht Jahren Wehrdienst absolvierte Lübcke eine Weiterbildung zum Personalfachkaufmann. Er war als Assistent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der documenta 7 tätig und studierte Wirtschaftswissenschaften an der Gesamthochschule Kassel mit Schwerpunkt Personalwirtschaft und Arbeitsökonomie. 1991 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Arbeit über die frühen wirtschaftlichen Planungsversuche in der Sowjetunion.
Von 1986 bis 1999 leitete Lübcke das Institut für berufliche und politische Bildung in Rosbach vor der Höhe. In den 1990er Jahren war er zudem der erste Leiter der Jugendbildungsstätte Haus Mühlberg in Ohrdruf (Thüringen), wo er sich gegen die dort aktive Neonaziszene engagierte.
Lübcke trat 1986 in die CDU ein und war ab 1989 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Wolfhagen. Von 1999 bis 2009 war er Abgeordneter im Hessischen Landtag. Im Mai 2009 wurde er zum Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Kassel ernannt, ein Amt, das er bis zu seinem Tod innehatte.
Im Oktober 2015 verteidigte Lübcke auf einer Bürgerversammlung in Lohfelden die Aufnahme von Geflüchteten und verwies auf christliche Werte und das Grundgesetz. Ein Videoausschnitt seiner Aussage wurde in rechtsextremen Kreisen verbreitet und führte zu einer Welle von Hasskommentaren und Morddrohungen gegen ihn.
Am 1. Juni 2019 wurde Walter Lübcke auf der Terrasse seines Wohnhauses in Istha von dem Rechtsextremisten Stephan Ernst mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe ermordet. Ernst wurde am 15. Juni 2019 festgenommen und gestand später die Tat. Am 28. Januar 2021 wurde er zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt; das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest.
Walter Lübcke wurde posthum mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille, der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen, geehrt. Zahlreiche Einrichtungen und Orte wurden nach ihm benannt.
Walter Lübcke steht als Symbol für Zivilcourage und den Einsatz für demokratische Werte. Sein Engagement und sein tragischer Tod haben eine breite gesellschaftliche Debatte über Rechtsextremismus und den Schutz politisch engagierter Personen ausgelöst.
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