Vom 27. bis 29. Juni 2025 versammelt sich die SPD in einer Halle irgendwo zwischen pragmatischer Verzweiflung und nostalgischem Sozialdemokratieschmerz zum Bundesparteitag. Man nennt es ein "Zusammenkommen", obwohl der innere Zustand der Partei eher an einen Stuhlkreis mit Flipchart erinnert, auf dem in roter Filzschrift steht: "Wir schaffen das – irgendwann". Thema des Parteitags: "Zukunft gestalten" – was ungefähr so viel Substanz hat wie ein feuchter Toast mit Aufdruck "Mut zur Mitte".
Der Parteivorstand wird vermutlich mit PowerPoint-Präsentationen versuchen, dem Parteivolk zu erklären, warum 14% in den Umfragen ein Erfolg sind und wie man das als Mandat zur Regierungsführung deuten könnte. Olaf Scholz, der immer noch wirkt wie ein humanoider Ausdruck eines Behördenschreibens aus den 90ern, wird mit Lars Klingbeil ein "Zeichen der Erneuerung" setzen, indem er exakt dasselbe sagt wie 2021, nur diesmal mit leicht verzweifeltem Augenaufschlag.
Das Bühnenbild ist rot, wie immer, mit einer LED-Wand, die Hoffnung suggerieren soll, aber eher aussieht wie der Ladebildschirm einer kaputten Demokratie-Simulation. Zwischen dem Verteilen von Parteiansteckern und symbolischen Umarmungen gibt es Workshops wie "Digitalisierung für Fortgeschrittene: Was ist ein Browser?", "Wie man mit jungen Leuten spricht, ohne dass sie weglaufen", "Wahlkampf 2.0: Flyerfalten mit KI" und "Hashtag-Strategien für Menschen, die noch SMS schreiben".
Ein Antrag aus dem Ortsverein Bottrop fordert mehr Bürgerbeteiligung – konkret die Einführung eines monatlichen Bürgerforums mit Live-Abstimmungen per Fernbedienung im ARD-Videotext, wird aber aus "formalen Gründen" nicht behandelt, weil die Antragskommission gerade damit beschäftigt ist, den Unterschied zwischen "Basisdemokratie" und "Powerpoint-Folienanimation" zu klären.
In den Pausen wird fair gehandelter Kaffee gereicht, der das schlechte Gewissen der Teilnehmer durch bitteren Nachgeschmack ersetzt. Das Abschlusspodium endet mit dem traditionellen Gesang von "Brüder zur Sonne, zur Freiheit", was in etwa so revolutionär wirkt wie ein Klingelton aus dem Jahr 2005, was ironisch ist, weil niemand mehr weiß, in welche Richtung die Sonne steht.
Fazit: Der Parteitag ist ein triumphaler Beweis dafür, dass man mit genug Selbstsicherheit auch im Kreis laufen kann und trotzdem behauptet, man bewege sich vorwärts. Die SPD: Immer einen Schritt hinter dem Zeitgeist, aber mit Stil.
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Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenWas will ich noch dazu sagen?
AntwortenLöschenIhr braucht keine Arbeitskreise, manchmal reicht es auch, wenn Ihr dort wohnt, wo unsere vermeintlichen Wähler immer noch wohnen.
Wo verschiedene Nationen aufeinander treffen und sich im Guten wie im Schlechten zusammen finden.
Wo alte Menschen Ihre Kinder gross gezogen haben und die Hoffnung hatten, dass es den Kids mal besser geht.
Nur... Diese Kids haben wir als Wähler verloren, weil wir zwar für jede Minderheit ein offenes Ohr aber die schweigende Mehrheit dabei aus den Augen verloren haben.
Wir müssen wieder den Leuten auf das Maul schauen und das machen, was uns die Straße sagt.
Und nicht der Straße erklären, was sie wie zu sehen hat.
Das will man auf Dauer nicht.