Zerschlagung von Thyssenkrupp
Quellenbezug:
WDR – „Verkauft Thyssenkrupp die Sparte Stahlhandel?“ https://www1.wdr.de/nachrichten/thyssenkrupp-medienbericht-umbau-verkauf-stahlsparte-100.html
FAZ – „Thyssenkrupp zerschlägt den Konzern“ https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/thyssenkrupp-zerschlaegt-den-konzern-110500453.html
SPD-Fraktion NRW – „Passivität des Ministerpräsidenten bei Thyssenkrupp rächt sich jetzt“ https://www.spd-fraktion-nrw.de/pressemeldung/passivitaet-des-ministerpraesidenten-bei-thyssenkrupp-raecht-sich-jetzt/
Als langjähriges Mitglied der SPD betrachte ich die drohende Zerschlagung von Thyssenkrupp mit größter Sorge. Das Traditionsunternehmen, das seit über zwei Jahrhunderten wesentlich zum industriellen Rückgrat Nordrhein-Westfalens beiträgt, steht nun möglicherweise vor einer Aufspaltung, deren Konsequenzen, wie etwa Arbeitsplatzverluste, eine erhebliche Schwächung lokaler Wirtschaftsstrukturen und negative Dominoeffekte auf weitere Zulieferer und Dienstleister, kaum abschätzbar sind.
Die von CEO Miguel López angekündigten Maßnahmen sind in erster Linie darauf ausgerichtet, Aktionärsinteressen zu bedienen und potenzielle Investoren anzuziehen. Dabei scheint das Schicksal der Beschäftigten nur eine nachrangige Rolle zu spielen. Der Verlust tausender Arbeitsplätze droht nicht nur soziale Härten, sondern könnte auch weitreichende negative Effekte auf den gesamten Industriestandort NRW haben. Gerade für uns als Sozialdemokraten, die wir stets auf die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sozialer Verantwortung achten, ist eine solch einseitige Orientierung auf Shareholder-Value nicht akzeptabel; stattdessen sollten sozialverträgliche Alternativen wie die Einbeziehung der Beschäftigten bei strategischen Entscheidungen, langfristige Investitionen in nachhaltige Innovationen und kooperative Lösungen mit regionalen Akteuren verfolgt werden.
Ich begrüße ausdrücklich die klaren Worte der NRWSPD-Landesvorsitzenden Sarah Philipp. Es ist wichtig und richtig, dass wir uns vehement gegen diese Zerschlagung positionieren und stattdessen Alternativen entwickeln, die langfristig den Standort und die Arbeitsplätze sichern. Die Forderung eines staatlichen Einstiegs bei Thyssenkrupp, beispielsweise durch Beteiligungen des Landes Nordrhein-Westfalen, gezielte Finanzhilfen oder die Einrichtung eines Fonds zur langfristigen Sicherung und Weiterentwicklung des Unternehmens halte ich für nachvollziehbar und geboten. Es geht hierbei nicht um eine simple Rettungsaktion, sondern um strategische Weichenstellungen für die industrielle Zukunft unseres Bundeslandes.
Besonders kritisch sehe ich jedoch das Verhalten der Landesregierung unter Ministerpräsident Hendrik Wüst und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Ihr Schweigen und ihre offensichtliche Passivität sind nicht nur enttäuschend, sondern politisch unverantwortlich. Gerade in einer solchen Krisensituation braucht es entschlossenes Handeln und eine klare industriepolitische Strategie. Ihr Zögern gefährdet Arbeitsplätze und könnte fatale Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft der gesamten Region haben.
Die NRWSPD sollte jetzt Druck machen und klar aufzeigen, wie wichtig Thyssenkrupp für die Menschen in NRW und die gesamte deutsche Wirtschaft ist. Dabei sollten wir auch über eine stärkere Einbindung der Gewerkschaften und Betriebsräte nachdenken, die oft pragmatische und sozialverträgliche Alternativen zu radikalen Umstrukturierungen bieten können.
Abschließend bleibt klar festzustellen: Der Erhalt von Thyssenkrupp in seiner jetzigen Form ist nicht nur eine Frage der Arbeitsplatzsicherung, sondern auch der Glaubwürdigkeit unserer Politik. Als SPD müssen wir entschlossen und solidarisch handeln, um das industrielle Erbe Nordrhein-Westfalens zu bewahren und den Beschäftigten eine Perspektive zu geben.
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