Direkt zum Hauptbereich

SPD im Stillstand? Warum ein Aufstand der Anständigen überfällig ist

Die SPD wirkt müde, beinahe ausgezehrt von den Mühen der Regierungsarbeit. Viele in der Partei fühlen es: Die Kompromisse der Ampel kosten Substanz, und die sozialdemokratische Handschrift droht, in der kleinteiligen Tagespolitik unsichtbar zu werden. Immer wieder stellt sich mir die Frage: Wo bleibt der Aufstand der Anständigen? Wo sind die Stimmen, die offen sagen: „Wir können nicht länger so weitermachen, wenn wir als Partei überleben wollen“?

Ein solcher Aufstand wäre kein Akt der Zerstörung, sondern ein Akt der Erneuerung. Er würde bedeuten, dass wir Sozialdemokraten wieder das tun, wofür wir einmal standen: Haltung zeigen, auch wenn es unbequem ist. Gerade in schwierigen Zeiten braucht es ein klares „Nein“ zu politischen Entscheidungen, die unseren Grundwerten widersprechen, und ein lautes „Ja“ zu sozialer Gerechtigkeit.

Die SPD hat über Jahrzehnte bewiesen, dass sie gestalten kann. Doch allzu oft haben wir uns mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zufriedengegeben. Wir müssen uns fragen: Wollen wir nur verwalten oder endlich wieder gestalten?

Ein „Aufstand der Anständigen“ bedeutet nicht, alles auf Konfrontation zu setzen. Er bedeutet, dass wir uns daran erinnern, warum es uns gibt: Nicht, um Mehrheiten zu sichern, sondern um den Mut aufzubringen, das Leben der Menschen besser zu machen. Die SPD muss jetzt zeigen, dass sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für die Regierung, sondern für ihre eigenen Überzeugungen.

Es ist höchste Zeit, dass wir diesen inneren Ruck spüren. Ohne ihn riskieren wir, zu einer bloßen Verhandlungspartei zu verkommen. Die SPD war immer dann stark, wenn sie an ihre eigenen Ideale geglaubt hat – und nicht, wenn sie sich von der Angst vor Konflikten treiben ließ.

💬

Hinweis für Redaktionen und Blogbetreiber

Wenn Sie diesen Beitrag informativ finden, dürfen Sie ihn gerne zitieren oder verlinken.

Ich freue mich über jede Weiterverbreitung und sachliche Diskussion.

⚖️ Bitte geben Sie bei Übernahme die Quelle an:
meinekommentare.blogspot.com

📚 Bücher von Ralf Schönert

Jetzt erhältlich bei diesen Buchhandlungen – alles sinnvolle Alternativen zum großen Onlineriesen. #buyfromEU

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Antifa: Begriff, Bewegung und Missverständnisse

Der Begriff „Antifa“ steht für „Antifaschismus“ und bezeichnet keine feste Organisation, sondern eine politische Haltung sowie ein loses Netzwerk von Gruppen und Einzelpersonen, die sich gegen faschistische, rassistische und autoritäre Strömungen einsetzen. Historisch geht die Bezeichnung auf die Zeit der Weimarer Republik zurück: Bereits 1932 gründete die KPD die „Antifaschistische Aktion“ als Sammelbezeichnung für den Widerstand gegen den erstarkenden Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Begriff in verschiedenen Milieus lebendig und wurde besonders seit den 1980er Jahren erneut aufgegriffen. Wichtig ist dabei: Es existiert keine zentrale Organisation namens „Antifa“ . Es gibt keine Mitgliedslisten, keine einheitliche Führung und keine einheitliche Programmatik. Vielmehr handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche, oftmals lokal verankerte Gruppierungen. Manche treten mit Transparenten oder Symbolen auf, andere arbeiten in Bildungsinitiativen, ...

Mit Vollgas in die Bedeutungslosigkeit – Der Bundesparteitag der SPD, Juni 2025

Vom 27. bis 29. Juni 2025 versammelt sich die SPD in einer Halle irgendwo zwischen pragmatischer Verzweiflung und nostalgischem Sozialdemokratieschmerz zum Bundesparteitag. Man nennt es ein "Zusammenkommen", obwohl der innere Zustand der Partei eher an einen Stuhlkreis mit Flipchart erinnert, auf dem in roter Filzschrift steht: "Wir schaffen das – irgendwann". Thema des Parteitags: "Zukunft gestalten" – was ungefähr so viel Substanz hat wie ein feuchter Toast mit Aufdruck "Mut zur Mitte". Der Parteivorstand wird vermutlich mit PowerPoint-Präsentationen versuchen, dem Parteivolk zu erklären, warum 14% in den Umfragen ein Erfolg sind und wie man das als Mandat zur Regierungsführung deuten könnte. Olaf Scholz, der immer noch wirkt wie ein humanoider Ausdruck eines Behördenschreibens aus den 90ern, wird mit Lars Klingbeil ein "Zeichen der Erneuerung" setzen, indem er exakt dasselbe sagt wie 2021, nur diesmal mit leicht verzweifeltem Augenau...

Bautzen und die Brandmauer - Wie die CDU in Sachsen die AfD normalisiert

Quelle: ZEIT ONLINE, Artikel „ CDU-Landrat Bautzen: Wo ein großes Loch in der Brandmauer klaff t“, 2. Oktober 2025 Ein CDU-Landrat posiert mit einem AfD-Hardliner – und hängt das Bild auch noch in sein Dienstzimmer. Wer behauptet, das sei nur Privatvergnügen, verkennt die Wirkung politischer Symbole. Wenn ein Landrat sein Amtssiegel zur Kulisse macht, wird aus Kameraderie ein Signal: Die „Brandmauer“ zur extrem rechten Partei ist in Bautzen kein Grundsatz, sondern Dekoration. Noch problematischer: Kritik daran wird von offizieller Stelle als „Denunziation“ abgetan. Das ist kein missglückter Facebook-Post, das ist ein Angriff auf die politische Kultur eines Landkreises. Verwaltungsamt oder Parteikanzlei? Sobald ein Amt seine Kommunikationskanäle nutzt, um politische Gegner pauschal zu diskreditieren, wird die Grenze zwischen Verwaltung und Parteipolitik eingerissen. Neutralität ist kein Luxus, sondern Bedingung für Vertrauen in staatliches Handeln. Wer sie preisgibt, macht die Behörde z...