Motto:
„Der Mensch ist zur Tätigkeit geboren, so wie der Vogel zum Fliegen.“
– Hannah Arendt, Vita activa (1958)
Manchmal helfen uns die alten Formen, das Neue zu begreifen. So habe ich versucht, das große Thema unserer Zeit – den Wandel und vielleicht den Tod der Arbeit – in der Sprache einer Predigt zu fassen.
Liebe Schwestern und Brüder,
wir sind heute hier versammelt, um über ein Thema zu sprechen, das tief in unser aller Leben eingreift. Es ist nicht der Tod eines Menschen, den wir beklagen. Es ist der Tod eines Begleiters, der uns seit Generationen geformt und geprägt hat: der Tod der Arbeit.
Denn lange Zeit war Arbeit mehr als nur Broterwerb. Arbeit war Würde. Arbeit war Identität. Arbeit gab uns Halt und Struktur, sie ordnete unsere Tage, sie schuf Gemeinschaft. „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, so hieß es streng im 2. Thessalonicherbrief. Arbeit war eine Pflicht – und zugleich eine Verheißung.
Doch nun stehen wir vor einer neuen Zeit. Maschinen übernehmen, was Menschenhände einst mühsam verrichteten. Algorithmen entscheiden schneller, präziser, unermüdlicher. Der Mensch sieht sich plötzlich nicht mehr als Herr der Arbeit, sondern als Zuschauer ihres Verschwindens.
Geliebte Gemeinde, der Tod der Arbeit ist kein jäher Schnitt. Es ist ein leises, stetiges Sterben. Erst fielen die Fabriken, dann die Büros, bald vielleicht auch die Schreibstuben und Klassenzimmer. Und wir fragen uns: Wenn die Arbeit geht – wer sind wir dann?
Doch wir dürfen nicht in Furcht erstarren. Denn die Schrift sagt uns: „Siehe, ich mache alles neu“ (Offenbarung 21,5). So ist auch der Tod der Arbeit nicht nur ein Ende, sondern eine Schwelle. Eine Tür zu einer anderen Welt, in der Wert nicht allein aus Mühsal geboren wird, sondern aus Fürsorge, Kreativität, Miteinander.
Vielleicht, liebe Schwestern und Brüder, ruft uns diese neue Zeit zu einer alten Wahrheit zurück: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Der Mensch lebt von Begegnung, von Liebe, von Sinn. Wenn die Arbeit stirbt, dann stirbt nicht der Mensch. Vielmehr ist uns die Chance gegeben, neu zu entdecken, was Leben heißt – jenseits der Taktung der Stechuhren, jenseits des ewigen Wettbewerbs.
So lasst uns nicht trauern wie jene, die keine Hoffnung haben. Lasst uns die Hände öffnen für eine Gesellschaft, in der jeder Platz hat – auch ohne Leistungsnachweis. Lasst uns nach Formen suchen, in denen Gemeinschaft trägt, wo früher Arbeit uns zusammenhielt.
Und möge der Tod der Arbeit uns lehren, das Leben neu zu feiern. Nicht, weil wir mehr leisten, sondern weil wir mehr sind.
Amen.
Ob man dieses Bild vom „Tod der Arbeit“ als Mahnung, als Hoffnung oder als Herausforderung liest – es bleibt eine Einladung, unsere Zukunft nicht dem Automatismus des Wandels zu überlassen, sondern sie bewusst zu gestalten.
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