In den Geschichten von Schalke 04 und der SPD verbinden sich Stolz, Absturz und eine verklärte Erinnerung an bessere Zeiten zu einer Melange kollektiver Melancholie. Beide Institutionen sind tief in der deutschen Geschichte verwurzelt, mit einem Ursprung im Arbeitermilieu und einem einst unerschütterlichen Rückhalt in ihren jeweiligen Gefolgschaften. Und doch stehen heute beide sinnbildlich für den Niedergang einstiger Größe.
Schalke 04, der „Kumpel- und Malocherclub“, symbolisierte lange Zeit das Herz des Ruhrgebiets – rau, aufrichtig, arbeitsam. Die SPD war einst das politische Sprachrohr derselben Region – kämpferisch, sozial und mit einem klaren Wertekompass. Heute sind beide vor allem eins: orientierungslos.
Wo früher Erfolge gefeiert wurden – Meisterschaften auf der einen, Wahlsiege auf der anderen Seite – herrscht nun ein Zustand zwischen Peinlichkeit und Verdrängung. Trainer- und Personalwechsel, Krisensitzungen, große Ankündigungen ohne Substanz: die Muster sind identisch. Selbst der Versuch, sich „neu zu erfinden“, führt bei beiden meist nur zu weiteren Identitätskrisen.
Die Bindung an alte Symbole – etwa das Gelsenkirchener Stadion oder das Godesberger Programm – wird gepflegt, als könne man durch sentimentale Rückblicke die Gegenwart übertünchen. Die Wahrheit ist ernüchternd: Beide sind Dinosaurier in einer Welt, die sich schneller verändert, als sie sich anpassen können.
Und so bleibt ihnen nur noch ihre treue Rest-Anhängerschaft. Fans und Wähler, die nicht wegen Erfolg bleiben, sondern trotz der Niederlagen. Sie glauben an den Mythos – nicht an das, was daraus geworden ist. Vielleicht ist das ihre letzte große Gemeinsamkeit: ein verzweifeltes Festhalten an einer Identität, die die Gegenwart längst überholt hat.
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