These 1: Die SPD braucht ein aktualisiertes Bild ihrer Zielgruppen.
Die traditionelle Vorstellung vom „sozialdemokratischen Milieu“ trägt nicht mehr. Weder die Industriearbeiter von einst noch die gewerkschaftlich organisierte Mittelschicht definieren heute die gesellschaftliche Realität. Wenn die SPD weiterhin Politik für die Vielen machen will, muss sie präzise benennen, wer diese Vielen heute sind: Pflegende, prekär Beschäftigte, Menschen mit Sorgeverantwortung, Angestellte in digitalen Dienstleistungen. Ich vermisse klare Aussagen dazu.
These 2: Eine offensive Sozial- und Steuerpolitik ist überfällig.
Die Nachwirkungen der Agenda 2010 sind in vielen Ortsvereinen bis heute spürbar. Auch wenn Reformbedarf bestand – die soziale Balance geriet aus dem Lot. Es wird Zeit, den Mut zu finden, Eigentum und Vermögen politisch zur Sprache zu bringen. Das Thema Umverteilung darf nicht länger der politischen Rechten überlassen werden.
These 3: Die Klimapolitik braucht ein sozialdemokratisches Profil.
Ich halte Klimaschutz für eine Kernaufgabe unserer Zeit – aber er darf nicht als Wohlfühlthema für die Mittelschicht betrieben werden. Wer Energiepreise steigen lässt, ohne tragfähige Entlastungskonzepte vorzulegen, vertieft soziale Spaltung. Die SPD sollte deutlich machen, dass Ökologie und soziale Gerechtigkeit nur gemeinsam zu haben sind.
These 4: Die Parteistrukturen sind reformbedürftig – insbesondere kommunikativ.
Wir wirken oft zu schwerfällig, zu defensiv. Ich plädiere für eine neue politische Sprache: klar, verbindlich, verständlich. Die SPD muss erklären, nicht dozieren – und zuhören, bevor sie Position bezieht. Ein erneuerter innerparteilicher Dialog gehört zwingend dazu.
These 5: Europa ist unsere politische Hauptbühne – nicht nur ein Randthema.
Ohne europäische Koordination wird es keine wirksame Sozial-, Klima- oder Migrationspolitik geben. Die SPD sollte hier nicht moderieren, sondern gestalten. Ich wünsche mir, dass sie ihre Tradition internationalistischer Politik ernst nimmt – und Europa nicht technokratisch, sondern demokratisch denkt.
Ich bin überzeugt: Sozialdemokratie hat Zukunft – aber nur, wenn sie sich ihrer Grundlagen besinnt und zugleich den Mut zur Erneuerung findet.
Haben Sie eine eigene These? Diskutieren Sie mit – sachlich, konstruktiv, gern auch kontrovers.
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