Der META-Konzern, vormals bekannt als Facebook Inc., ist einer der einflussreichsten Tech-Giganten der Welt. Mit seinen Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp erreicht das Unternehmen Milliarden Menschen weltweit. Doch neben seiner Marktmacht steht META immer wieder wegen schwerwiegender Datenschutzverstöße in der Kritik. Besonders WhatsApp, der populäre Messaging-Dienst, gerät dabei ins Visier von Datenschützern und Aufsichtsbehörden in Europa. In diesem Kommentar beleuchte ich die datenschutzrechtlichen Probleme im Zusammenhang mit WhatsApp, analysiere die Rolle des META-Konzerns und diskutiert, warum deutsche Institutionen eine Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen vermeiden sollten.
1. Hintergrund: Der Aufstieg von WhatsApp unter META
WhatsApp wurde 2009 gegründet und 2014 von Facebook für rund 19 Milliarden US-Dollar übernommen. Damals versprach das Unternehmen, die Privatsphäre der Nutzer zu wahren und keine Nutzerdaten mit Facebook zu teilen. Dieses Versprechen wurde in den Folgejahren schrittweise aufgeweicht. Insbesondere seit der Umstrukturierung von Facebook zu META im Jahr 2021 verfolgt der Konzern eine aggressive Datenstrategie, die auf eine tiefe Integration seiner Dienste abzielt.
2. Datenschutzprobleme im Fokus
2.1 Datenweitergabe an Facebook/META
Seit 2016 versucht WhatsApp, bestimmte Nutzerdaten mit Facebook zu teilen, darunter Telefonnummern, Nutzungsstatistiken und Informationen zum Gerät. Obwohl europäische Nutzer zunächst von dieser Datenweitergabe ausgeschlossen wurden, legten diverse Untersuchungen offen, dass auch europäische Daten in Teilen verarbeitet und weitergegeben wurden. Dies verstößt gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
2.2 Intransparente Nutzungsbedingungen
WhatsApp änderte Anfang 2021 seine Nutzungsbedingungen. Nutzer mussten zustimmen, dass ihre Daten mit anderen META-Diensten geteilt werden, andernfalls drohte ihnen der Verlust der Nutzungsfähigkeit der App. Diese "Zustimmung unter Zwang" wurde von zahlreichen Datenschutzbehörden kritisiert, darunter auch der europäische Datenschutzausschuss (EDSA) und nationale Datenschutzbeauftragte wie der Hamburger Datenschutzbeauftragte.
2.3 Mangelnde Kontrolle über Metadaten
Auch wenn WhatsApp eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Nachrichten anbietet, sammelt es umfangreiche Metadaten: Wer kommuniziert wann, mit wem und wie oft? Diese Daten sind für META besonders wertvoll, da sie Rückschlüsse auf das soziale Verhalten und Netzwerk der Nutzer erlauben. Diese Praxis untergräbt die Informationsautonomie der Nutzer erheblich.
2.4 Unzureichende Transparenz bei Drittanbieter-Zugriffen
Immer wieder wird berichtet, dass WhatsApp bei Sicherheitsprüfungen durch externe Fachleute und NGOs nicht ausreichend transparent ist. Der Quellcode der App ist nicht offen einsehbar, wodurch unabhängige Prüfungen erschwert werden. Auch die Schnittstellen (APIs), die Unternehmen zur Integration mit WhatsApp nutzen können, bleiben weitgehend intransparenter Kontrolle unterworfen.
3. Reaktionen der Aufsichtsbehörden
Die Datenschutzbehörden in Deutschland und der EU haben mehrfach gegen die Praktiken von WhatsApp interveniert. Im Mai 2021 verbot der Hamburger Datenschutzbeauftragte vorläufig die Datenweitergabe zwischen WhatsApp und Facebook. Die irische Datenschutzkommission (DPC), zuständig für META in der EU, verhängte im September 2021 eine Geldstrafe von 225 Millionen Euro gegen WhatsApp Ireland Ltd. wegen Verstößen gegen die DSGVO.
Trotz dieser Sanktionen zeigt sich META weitgehend unbeeindruckt. Kritiker werfen der DPC eine zu nachsichtige Haltung vor und fordern eine zentralisierte europäische Aufsicht.
4. Warum deutsche Institutionen auf die Zusammenarbeit mit META verzichten sollten
4.1 Verletzung des Vertrauensprinzips
Institutionen im öffentlichen Sektor, wie Schulen, Verwaltungen oder Justizbehörden, unterliegen hohen datenschutzrechtlichen Standards. Die Nutzung eines Dienstes, der wiederholt gegen diese Standards verstößt, untergräbt das Vertrauen der Bürger in den Rechtsstaat.
4.2 Abhängigkeit von außerhalb der EU ansässigen Konzernen
META ist ein US-amerikanisches Unternehmen. Daten, die über WhatsApp verarbeitet werden, können außerhalb der EU gespeichert und ausgewertet werden. Dies widerspricht der Rechtsprechung des EuGH, der mit den Urteilen "Schrems I" und "Schrems II" die transatlantischen Datenabkommen (Safe Harbor und Privacy Shield) für ungültig erklärt hat.
4.3 Fehlende Interoperabilität und digitale Souveränität
WhatsApp erlaubt keine echte Interoperabilität mit anderen Messenger-Diensten. Damit wird ein digitales Monopol gestärkt, das europäische Alternativen wie Threema, Signal oder Matrix benachteiligt. Der Verzicht auf WhatsApp wäre ein Schritt hin zu mehr digitaler Souveränität.
4.4 Risiko für sensible Daten
Gerade im Bereich öffentlicher Kommunikation (Gesundheitsdaten, Verwaltungsverfahren, Gerichtsangelegenheiten) ist der Schutz sensibler Informationen zentral. Die Nutzung eines Dienstes mit unsicherer Datenverarbeitung ist inakzeptabel.
4.5 Signalwirkung für die Zivilgesellschaft
Wenn staatliche Stellen bewusst auf WhatsApp verzichten, senden sie ein starkes Signal an Bürgerinnen und Bürger, Alternativen zu nutzen. Dies kann langfristig helfen, monopolartige Strukturen aufzubrechen und datenschutzfreundliche Lösungen zu fördern.
5. Alternativen und Ausblick
Es existieren zahlreiche Alternativen zu WhatsApp, die hinsichtlich Datenschutz und Transparenz besser abschneiden: Threema (Schweiz), Signal (USA, aber Open Source), Matrix/Riot (dezentral, Open Source) oder Wire (EU-basiert). Der öffentliche Sektor sollte solche Angebote priorisieren, auch wenn dies mit organisatorischem Aufwand verbunden ist.
Langfristig ist eine europäische Digitalstrategie notwendig, die datenschutzfreundliche Infrastruktur fördert und von außereuropäischen Abhängigkeiten befreit. Dabei können Förderprogramme, gesetzliche Regulierung und öffentliche Aufklärung helfen.
Mein Fazit
META und insbesondere WhatsApp stehen für eine Unternehmenspraxis, die systematisch Datenschutzbedenken missachtet, Transparenz vermeidet und europäische Regulierungen unterläuft. Deutsche Institutionen sollten daher konsequent auf eine Zusammenarbeit verzichten. Ein solcher Schritt ist nicht nur aus rechtlicher Sicht geboten, sondern auch ein Gebot der digitalen Selbstbestimmung.
Meine Quellen:
Europäischer Datenschutzausschuss (EDSA): https://edpb.europa.eu
Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI): https://www.bfdi.bund.de
Datenschutzkonferenz der Länder (DSK): https://www.datenschutzkonferenz-online.de
Max Schrems / NOYB: https://noyb.eu
Urteil EuGH C-311/18 ("Schrems II"): https://curia.europa.eu
Meldung zur Geldstrafe gegen WhatsApp (DPC Irland): https://www.dataprotection.ie
Stellungnahme des Hamburger Datenschutzbeauftragten: https://datenschutz-hamburg.de
Stiftung Datenschutz: https://stiftungdatenschutz.org
Vergleich von Messenger-Diensten: https://www.kuketz-blog.de
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): https://www.bsi.bund.de
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META, der Konzern hinter Facebook, Instagram und WhatsApp, zeigt seit Jahren, dass Datenschutz nur ein Lippenbekenntnis ist. WhatsApp sammelt trotz Verschlüsselung massenhaft Metadaten und zwingt Nutzer mit fragwürdigen Nutzungsbedingungen zur Zustimmung – ein klarer Verstoß gegen die Grundidee der Privatsphäre. Selbst hohe EU-Strafen ändern daran nichts. Für deutsche Behörden ist die Nutzung dieses Messengers daher unverantwortlich: Sensible Daten könnten in den USA landen, während europäische Datenschutzregeln missachtet werden. Es ist höchste Zeit, auf Alternativen wie Threema oder Matrix zu setzen. Wer heute noch WhatsApp nutzt, stärkt ein datenhungriges Monopol und schwächt die digitale Souveränität Europas.
AntwortenLöschenTrotz wiederholter Kritik bleibt WhatsApp für Milliarden von Menschen weltweit das wichtigste Kommunikationsmittel – einfach, zuverlässig und kostenlos. Es bietet einen hohen Sicherheitsstandard, den viele Alternativen erst später eingeführt haben. META hat zudem in den letzten Jahren verstärkt in Datenschutzmaßnahmen und technische Sicherheit investiert. Ein kompletter Verzicht auf WhatsApp würde weniger digitale Souveränität bringen, sondern vielmehr den Alltag und die Erreichbarkeit vieler Menschen unnötig erschweren.
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